Wiesbaden – Bauland war im vergangenen Jahr in Deutschland so teuer wie noch nie. 199 Euro mussten Käufer im Schnitt pro Quadratmeter baureifes Land zahlen, wie das Statistische Bundesamt auf Grundlage der bundesweit gesammelten Kaufverträge berichtete. Allerdings sind das Preise, von denen Bauwillige im Großraum München nur träumen können. Zehn Jahre zuvor hatte der Durchschnittspreis noch bei 130 Euro gelegen und zu Beginn der Statistik im Jahr 1962 bei 7,58 Euro, damals bezogen auf das Gebiet der alten Bundesrepublik.
2020 lagen die teuersten verkauften Grundstücke im Süden der Republik mit 349 Euro in Bayern vor Baden-Württemberg mit 245 Euro. Doch die statistischen Daten spiegeln auch nur den Durchschnitt im Freistaat wider. Allerdings hilft ein Blick ins Detail weiter. Die Statistiker differenzieren nach Gemeindegrößen (diese Zahlen beziehen sich aufs vierte Quartal 2020 und weichen deshalb geringfügig von den statistischen Werten fürs gesamte Jahr ab). In bayerischen Gemeinden mit 500 000 Einwohnern und mehr – das sind München und Nürnberg – kommt man auf 2465 Euro pro Quadratmeter. Obwohl darin die deutlich billigere Frankenmetropole enthalten ist, liegt der Preis deutlich über dem in Stuttgart (1438 Euro), der einzigen Stadt in Baden-Württemberg über 500 000 Einwohnern, oder dem in Frankfurt (1222 Euro). In einer ähnlichen Liga spielen die Stadtstaaten Berlin (1177 Euro) und Hamburg (1100 Euro). Ebenso Augsburg, die einzige bayerische Stadt mit 200 000 bis 500 000 Einwohnern. Sie kommt auf 1047 Euro.
In Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern wurde hingegen nur ein Bruchteil dieser Beträge fällig: Hier lagen die Preise zwischen 46 und 63 Euro. Doch auch in anderen Ländern nördlich des Mains haben Quadratmeterpreise über 400 Euro Seltenheitswert. Eine Ausnahme sind die Städte über 500 000 Einwohnern in Sachsen (Leipzig und Dresden) mit 697 Euro und Jena, die Stadt zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern in Thüringen, mit 726 Euro.
Wesentliche Faktoren sind zudem baurechtliche Vorschriften und die Größe der Gemeinde, in der das Grundstück liegt. In Gemeinden bis 2000 Einwohnern wurden im Schnitt 71 Euro pro Quadratmeter gezahlt, während in den Großstädten über 500 000 Menschen mit 1213 Euro der 17-fache Betrag fällig wurde. In Geschäftsgebieten war es zudem mit 242 Euro im Schnitt etwas teurer als in reinen Wohngebieten, die auf 234 Euro kamen.
Die IG Bauen-Agrar-Umwelt verlangte politische Interventionen gegen Spekulationsgewinne im Immobilienmarkt. Die nächste Bundesregierung müsse den Umstand beenden, dass Gewinne aus Baulandgeschäften nach zehn Jahren steuerfrei bleiben, verlangte IG-BAU-Chef Robert Feiger. Zudem müssten Geschäfte mit Riesen-Wohnungspaketen unterbunden werden, bei denen die Grunderwerbsteuer mit sogenannten Share-Deals umgangen wird. In diesem Fall erwirbt der Käufer keine Grundstücke, sondern Unternehmensanteile (Shares) einer Immobiliengesellschaft und muss in der Folge keine Grunderwerbsteuer zahlen. mp/dpa