Bahn: DGB-Chef fordert Rückkehr zum Verhandlungstisch

von Redaktion

München/Berlin – Nach erheblichen Ausfällen im Bahnverkehr auch am Wochenende setzt die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streiks trotz wachsender Kritik fort. Die mittlerweile dritte Streikrunde im laufenden Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn soll noch bis Dienstagmorgen (2 Uhr) andauern. Weder von der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) noch vom Bahn-Konzern gab es Kompromisssignale. Kritik am Ausstand kommt nicht nur aus der Wirtschaft, sondern auch aus dem Gewerkschaftslager. DGB-Chef Reiner Hoffmann warf der GDL Partikularinteressen vor und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Mit der dritten bundesweiten Streikrunde innerhalb weniger Wochen waren Fahrgäste erstmals auch an einem Wochenende von dem Ausstand betroffen. Das Unternehmen konnte nach eigenen Angaben das Grundangebot im Fernverkehr am Wochenende etwas aufstocken. Rund jeder dritte Fernzug sollte trotz des Arbeitskampfs fahren. An den ersten beiden Streiktagen im Personenverkehr am Donnerstag und am Freitag war es demnach nur jeder vierte. Im Regional- und S-Bahn-Verkehr hatten laut Bahn bundesweit unverändert rund 40 Prozent des sonst üblichen Angebots Bestand, allerdings mit regionalen Abweichungen. Laut einer Bahnsprecherin beteiligten sich seit Beginn des Streiks bis einschließlich Sonntagmorgen insgesamt mehr als 9760 Beschäftigte an dem Arbeitskampf. Bei rund 7000 Streikenden handele es sich um Lokführer. Die zweitstärkste Berufsgruppe im Streik ist in der Regel das Bordpersonal, also Zugbegleiter oder Beschäftigte in den Bordbistros.

Die GDL will für weitere Berufsgruppen verhandeln, etwa für Werkstattbeschäftigte, Angestellte in der Verwaltung oder der Infrastruktur und in Stellwerken. Laut Bahn beteiligen sich nur wenige Beschäftigte aus diesen Gewerken am Streik. Die GDL nennt höhere Zahlen. Die Deutsche Bahn war am Donnerstag sowie am Freitag in zwei Instanzen mit einer einstweiligen Verfügung gegen den Streik vor Arbeitsgerichten in Frankfurt gescheitert. Sie wirft der GDL vor, mit dem Ausstand auch rechtliche und politische Ziele zu verfolgen.

DGB-Chef Hoffmann kritisierte, „dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt“. Obwohl die Differenzen zwischen Gewerkschaft und Bahn nicht sehr groß seien, weigere sich GDL-Chef Claus Weselsky, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sagte Hoffmann der „Rheinischen Post“. Im Kern gehe es Weselsky also darum, seine Gewerkschaft zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen. Die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb) und nicht zum DGB.

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