Peking – Der kriselnde chinesische Immobiliengigant Evergrande hat Fehlverhalten mehrerer hochrangiger Manager eingeräumt. Sechs Führungskräfte haben demnach mehrere Anlageprodukte des Unternehmens illegalerweise im Voraus eingelöst. Evergrande teilte am Samstag mit, die Angelegenheit werde sehr ernst genommen. Der Konzern verlange von den Managern eine Rückzahlung der eingelösten Gelder und werde „strenge Strafen“ verhängen.
Normalerweise dürfen die firmeneigenen Anlagen erst nach einer bestimmten Haltezeit ausgezahlt werden. Die Manager haben den Angaben zufolge die Investments jedoch entgegen des vorgesehenen Zahlungsplans vorzeitig zu Geld gemacht.
Das Fehlverhalten der Führungskräfte erfolgt inmitten einer existenzbedrohenden Krise des hoch verschuldeten Immobilienriesen mit Sitz in Shenzhen. Die Verbindlichkeiten von Evergrande betragen umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar. Seit Jahresbeginn ist der Aktienwert des Konzerns um drei Viertel gefallen. Zuletzt hatten mehrere Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Evergrande weiter heruntergestuft und vor Zahlungsausfällen gewarnt.
Gegründet wurde der Konzern 1996 von Xu Jiayin, der zwischenzeitlich zum reichsten Mann Chinas aufstieg. Beim Börsengang 2009 sammelte Evergrande umgerechnet 7,6 Milliarden Euro ein.
Der Niedergang begann im August 2020, als der Staat den Immobilienkonzernen die „drei roten Linien“ vorgab. Diese setzten Firmen Grenzen für die Kreditaufnahme und zwangen sie, Verbindlichkeiten zu reduzieren. Evergrande musste Immobilien mit hohen Preisnachlässen abstoßen. dpa/afp