New York – Weil Facebook, WhatsApp und Instagram stundenlang nicht funktionierten, haben die Handynutzer deutlich mehr SMS verschickt. Die Zahl dieser Kurznachrichten habe sich im Störungszeitraum am Montag im Vergleich zu anderen Tagen verachtfacht, teilte die Deutsche Telekom am Dienstag in Bonn mit. Bei Telefónica und bei Vodafone war es jeweils etwa eine Verdreifachung – bei Telefónica bezogen auf den Störungszeitraum und bei Vodafone auf den ganzen Tag im Vergleich zu normalen Tagen.
Zweiter Effekt des Facebook-Ausfalls: Es wurde deutlich mehr telefoniert. Bei Telefónica (O2) wurden am Montag zwischen 19 und 20 Uhr Mobilfunk-Telefongespräche geführt, die zusammengerechnet 680 000 Stunden ergaben. Betrachtet man den gleichen Zeitraum der Vortage, lag der Schnitt hier bei rund 500 000 Stunden: ein Plus von 36 Prozent.
Ein ungewöhnlich langer Total-Ausfall hat am Montag Milliarden Nutzern von Facebook zugesetzt. Betroffen waren auch die konzerneigenen Dienste WhatsApp und Instagram – ab 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit ging für etwa sechs Stunden nichts mehr.
Facebook erklärte die Störung am Dienstag mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung, durch die der Datenverkehr zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen sei. Die Störung war so schwer in Griff zu bekommen, dass Facebook der „New York Times“ zufolge ein Team in sein Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara schicken musste, um einen „manuellen Reset“ der Server zu versuchen. Das ist in etwa so, wie wenn man am PC zu Hause den Start-Knopf drückt, weil nichts mehr geht. Facebook verwies darauf, dass von dem Ausfall auch interne Systeme betroffen gewesen seien – wodurch es länger gedauert habe, das Problem zu beheben.
Insgesamt nutzen monatlich rund 3,5 Milliarden Menschen mindestens einen Dienst des Konzerns, 2,76 Milliarden greifen sogar täglich darauf zu.
Der Ausfall der Dienste löste neue Rufe nach einer Zerschlagung von Facebook aus. Die demokratische US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez verwies darauf, dass Instagram und Whats-App nicht betroffen gewesen wären, wenn man ihre Übernahme durch Facebook verhindert hätte. „Zerschlagt sie jetzt“, twitterte sie.
Bei Facebook selbst seien neben der internen Kommunikationsplattform zum Teil auch digitale Türschlösser in Büros ausgefallen, schrieb die „New York Times“. Zwei namentlich nicht genannte IT-Sicherheitsexperten von Facebook sagten der Zeitung, eine Cyberattacke als Auslöser erscheine unwahrscheinlich. Offiziell erklärte das Online-Netzwerk, man habe keine Hinweise darauf, dass auch Nutzerdaten betroffen gewesen seien.
Für Facebook, das gerade in den USA unter politischem Druck steht, war der mehrstündige Ausfall eine blamable Krönung ohnehin mieser Wochen. Erst am Sonntag hatte sich die ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen als Whistleblowerin zu erkennen gegeben und dem Online-Netzwerk vorgeworfen, Profit über das Wohl der Nutzer zu stellen. Für Dienstag wurde sie in einen Unterausschuss des US-Senats geladen. In ihrer vorab veröffentlichten Stellungnahme forderte sie mehr Transparenz bei den Software-Algorithmen, die entscheiden, was Nutzer zu sehen bekommen.
Störungen, die auf Netzwerk-Fehler zurückgehen, gibt es im Internet immer wieder. So waren im Juli zahlreiche Webseiten zeitweise nicht erreichbar. Die Zentralisierung der Netz-Infrastruktur bei großen Anbietern sorgt zudem dafür, dass der Ausfall bei einer Firma viele Dienste und Webseiten vom Netz reißen kann. Auch im Juni waren viele Webseiten weltweit nach einer Störung bei einem Cloud-Dienst rund eine Stunde nicht erreichbar.
Die Facebook-Aktie schloss am Montag mit einem Minus von knapp fünf Prozent. Nachdem die Störung behoben war, legte der Kurs am Dienstag im vorbörslichen Handel zeitweise wieder zu.