München – Diesel ist an der Zapfsäule so teuer wie noch nie, Für Benzin der Sorte Super E10 wurden im Durchschnitt 1,667 Euro pro Liter fällig. Auch das sind nur wenige Zehntelcent vom Rekordwert entfernt. Das bisherige Allzeithoch erreichte der Dieselpreis laut ADAC am 26. August 2012 mit 1,554 Euro. Hier ein paar Hintergründe.
Rohöl
Die Ursache für die galoppierenden Preise liegt vor allem im steigenden Erdölpreis. Binnen eines Jahres hat er sich in etwa verdoppelt und erreichte am Montag mehrjährige Höchststände. Die für Europa wichtige Sorte Brent lag bei Werten um 86 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der langfristige Anstieg beim Öl liegt an der weltweiten wirtschaftlichen Erholung nach Corona. Seit einigen Wochen gibt es zudem Sorgen vor einem Angebotsdefizit. Für die Entwicklung der Kraftstoffpreise ist aber auch der Wechselkurs von Dollar und Euro ausschlaggebend. Der Rohölpreis ist derzeit zwar niedriger als 2012. Der Dollar ist jedoch deutlich stärker als vor neun Jahren. Das verteuert Ölimporte nach Europa. Bei Diesel gibt es zudem eine saisonale Komponente, da im Herbst typischerweise auch die Nachfrage nach dem sehr ähnlichen Heizöl anzieht.
Steuern
Ein großer Teil des Spritpreises sind Steuern und Abgaben. Die Energie- beziehungsweise Mineralölsteuer macht bei Superbenzin 65,45 Cent pro Liter aus, bei Diesel sind es 47,07 Cent. Dazu kommt die Mehrwertsteuer – beim aktuellen Preisniveau sind das knapp 27 Cent bei Super E10 und rund 25 Cent bei Diesel.
Der seit Jahresbeginn anfallende CO2-Preis sorgt für zusätzliche Kosten. Je nachdem, wie hoch der Biospritanteil ist, sind das – noch ohne Mehrwertsteuer – gut fünf Cent bei Super E10 und gut sechs Cent bei Diesel. Der Rest teilt sich auf in den Preis für Rohöl und Kosten für die Weiterverarbeitung, Transport, Tankstellen sowie den Gewinn der Mineralölwirtschaft. Diese hat zuletzt aber betont, dass ihre Margen nicht gestiegen seien.
Preisdifferenz
Superbenzin ist teurer als Diesel. Der entscheidende Faktor ist der Unterschied bei Mineralöl- beziehungsweise Energiesteuer. Inklusive Mehrwertsteuer macht das theoretisch knapp 22 Cent aus. Weil die Preise für Diesel und Superbenzin im Großhandel aber je nach Nachfrage schwanken, weicht der Preisunterschied an der Tankstelle teilweise deutlich davon ab.
Perspektive
Manche Experten und viele Autofahrer sehen die Spritpreise immer weiter nach oben klettern – bald auf zwei Euro je Liter? Das ist eher unwahrscheinlich – zumindest solange es keine zusätzlichen Preistreiber über den Ölpreis hinaus gibt. Bleibe der Wechselkurs des Dollar konstant, müsste der Ölpreis für einen durchschnittlichen E10-Preis von zwei Euro weit über 100 Dollar steigen, sagt ADAC-Experte Jürgen Albrecht. Ein solcher Anstieg sei aber unwahrscheinlich: Die Vereinigung Opec+ habe kaum Interesse daran, die Preise noch weiter steigen zu lassen. Zudem würde dies auch die Fördermethode Fracking attraktiver machen, was die Preise durch ein dann steigendes Angebot bremsen würde.