München – Autokäufer müssen sich auf harte Zeiten einstellen. Davon geht der Chef des Volkswagen- und Audi-Händlerverbandes, Dirk Weddigen aus. Angesichts der Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern dürfte die Lage bei „Neu- und Gebrauchtfahrzeugen in den kommenden Monaten angespannt bleiben“, sagte Weddigen.
Weil Autobauer die Produktion wegen der Engpässe bei elektronischen Bauteilen drosseln mussten, steigen die Lieferzeiten. So müssten Kunden bei beliebten Volkswagen- und Audi-Modellen schon jetzt „gut sechs bis acht Monate warten“, sagte Weddigen. Bei einzelnen Baureihen wie den E-Autos ID.3 oder ID.4 liege die Lieferzeit aktuell sogar bei knapp einem Jahr.
Auch bei bereits unterzeichneten Verträgen brauchen Autokäufer Geduld. Wegen der stockenden Produktion seien zahlreiche Liefertermine nicht mehr zu halten. Daher müssten Händler mit Blick auf die inzwischen weit verbreiteten Leasing-Verträge Überbrückungsgespräche führen. Dabei setzten die Autohäuser verstärkt auf Leihfahrzeuge oder die Verlängerung laufender Leasing-Verträge. Damit fehlten den Händlern jedoch Leasing-Rückläufer – mit Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt. „Da versiegt gerade eine Quelle“, sagte Weddigen.
Ein Blick auf die einschlägigen Portale im Netz bestätigt den Trend: So listet etwa mobile.de derzeit rund 1,1 Millionen Angebote auf. Üblich sind um diese Jahreszeit eher 1,6 bis 2,1 Millionen Fahrzeuge.
Die wachsenden Engpässe schlagen sich auch bei den Preisen nieder. So würde der SUV Seat Ateca mit 20 000 Kilometern Laufleistung und einer Erstzulassung Ende Januar derzeit mit einem Abschlag von gerade 11 Prozent auf den Neupreis gehandelt. Üblich seien hingegen Preisabschläge von 30 bis 45 Prozent.
Auch bei Neufahrzeugen müssen Autokäufer jetzt tiefer in die Tasche greifen. Während jahrzehntelang teils satte Abschläge auf die Listenpreise üblich waren, streichen die Händler die Rabatte jetzt radikal zusammen. „Man hört, dass der Listenpreis aktuell der Marktpreis ist“, sagte Weddigen. Das habe er in seiner gut 40-jährigen Karriere „noch nie erlebt“.
Für die Händler trübt sich die Lage angesichts längerer Lieferfristen und dem zusehends eingeschränkten Angebot bei hochwertigen Gebrauchtfahrzeugen damit aber erneut ein. Vor allem im laufenden vierten Quartal dürfte die Situation „schwierig“ werden, warnte Weddigen. Auch für die erste Jahreshälfte 2022 dürfte die Lage angespannt bleiben.
THOMAS SCHMIDTUTZ