Wirecard-Aktien jetzt schnellstens verkaufen

von Redaktion

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Um mehr als 30 Prozent rutschte der Kurs am Freitag in Frankfurt nach unten, auf rund zehn Cent. Es war aber nicht der tiefste Wert der Wirecard-Aktie seit der Pleite Mitte vergangenen Jahres. Zeitweise waren es in den vergangenen 16 Monaten nur noch sieben Cent.

Am Freitag war der vorletzte Handelstag für das Papier des ehemaligen Zahlungsdienstleisters. Am Montag nach Börsenschluss ist endgültig Schluss auch für die Wirecard-Aktie, nicht nur an der größten deutschen Börse. Ein ordnungsgemäßer Handel sei nicht mehr gewährleistet, sagt eine Sprecherin der Deutschen Börse. „Aus diesem Grund ist Wirecard mit Ablauf des 15. November an der Deutschen Börse nicht mehr handelbar.“ Auch in Stuttgart und München ist es nach Aussagen der dortigen Börsen dann für das Papier vorbei.

Das dürfte in nächster Zeit auch für die anderen Börsen gelten. Für noch verbliebene Wirecard-Aktionäre heißt das: Ihr Geld ist dann sehr wahrscheinlich endgültig weg. Für Investoren, die das Papier noch im Depot liegen hätten, sei das Aus keine gute Nachricht, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), schon vor einigen Tagen. „Wer zukünftig Wirecard-Aktien handeln will, wird auf den weitgehend unregulierten Freiverkehr ausweichen müssen. Wie lange das funktioniert, ist völlig offen.“ Betroffene Aktionäre sollten mehr denn je über den Verkauf der Aktie nachdenken. Bei einem Verkauf könnten Aktionäre zumindest die Verluste mit möglichen Gewinnen aus Aktienkäufen verrechnen. Werden die Aktien aber nur als wertlos ausgebucht, ist das nach Angaben von Tüngler allenfalls bis zu einem Betrag von 20 000 Euro möglich.

Die Wirecard-Aktie war nach dem beispiellosen Skandal und der Pleite Ende Juni 2020 ohnehin ein Papier vor allem von Spekulanten, die mit Kursveränderungen im Cent-Bereich versuchten, Gewinne einzufahren. In den vergangenen zwölf Monaten lag das Hoch der Aktie bei rund 1,80 Euro, das Tief bei sieben Cent.

Ob geschädigte Anleger aus dem seit Mitte vergangenen Jahres laufenden Insolvenzverfahren etwas erhalten, ist völlig offen. Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat bereits mehrere Beteiligungen verkauft und daraus dem Vernehmen nach rund 600 Millionen Euro eingenommen. Allerdings sind Forderungen in Höhe von zwölf Milliarden Euro angemeldet.

Eine erste Schadensersatzklage eines privaten Anlegers gegen die Finanzaufsicht Bafin und die Deutsche Prüfungsstelle für Rechnungslegung (DPR) wegen angeblicher Pflichtverletzungen im Fall Wirecard war vom Landgericht Wuppertal bereits im September abgewiesen worden. Der Anleger hatte im Frühjahr 2020 rund 200 Wirecard-Aktien gekauft, durch die Insolvenz war ihm ein Schaden von rund 20 000 Euro entstanden. Allerdings kann der Kläger noch Rechtsmittel einlegen.

Wirecard war 2004 an die Börse gekommen. Im September 2018 rückte der Zahlungsdienstleister in den Dax vor und ersetzte dort die Commerzbank. Danach stieg der Kurs der Aktie bis auf knapp 200 Euro, Wirecard wurde zeitweise höher bewertet als die Deutsche Bank. Nach Betrugsvorwürfen und der Pleite im Jahr 2020 folgte ein beispielloser Absturz.

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