Chieming – Philip Lahm hat eine. Chelsea-Inhaber und Oligarch Roman Abramovic sogar mehrere. Und ein Großteil von Südtirols Spitzenhotellerie ist ebenfalls Kunde: Die Rede ist von Saunen und Spa-Bereichen der Schreinerei Schroll aus Fehling in der Gemeinde Chieming (Kreis Traunstein). Und das sind nur die Kunden, die Inhaber Franz Schroll (59) verrät.
Größer könnte der Kontrast zur namhaften Kundschaft gar nicht sein, wenn man in den kleinen Weiler Fehling fährt. Eine einspurige Straße schlängelt sich durchs Hinterland des Chiemsees, vorbei an einem Reiterhof und Einfamilienhäusern. Eines der innovativsten Unternehmen Bayerns vermutet man hier nicht.
So eine Entwicklung hatte auch Franz Schroll vor 30 Jahren auch nicht im Sinn, als er ganz klassisch im Innenausbau mit seiner Schreinerei anfing. „Vor rund 20 Jahren hat dann ein größeres Unternehmen einen Partner für den Saunabau gesucht“, erzählt Schroll. Gebaut hatte er vor dem ersten Auftrag noch keine, auch wenn Schroll privat schon immer gern in die Sauna gegangen ist. „Da haben wir schon Lehrgeld gezahlt“, sagt Schroll. Kritiker warnten ihn damals davor, der Wellnesstrend werde keinen Bestand haben. Sie wurden eines Besseren belehrt: Denn heute beschäftigt Schroll 30 Mitarbeiter und exportiert weltweit Saunen und Spabereiche.
Schrolls Tochter Katja (28) kümmert sich im Betrieb um die kaufmännischen Aufgaben, ihre Schwester Sonja (25) ist Schreinerin und Innenarchitektin. Sie arbeitet ebenfalls in der Firma.
Alles lief prima – dann kam Corona und traf auch die Schreinerei Schroll. Aufträge wurden storniert, die Unsicherheit wuchs. Doch zugleich bemerkten die Schrolls, dass die Nachfrage nach Außensaunen, die schon vor Corona immer größer geworden war, weiter zunahm. „Die Leute wollten ihre Wellnessbereiche lieber daheim haben und Hotels wollten ihren Gästen private Spas in den Suiten anbieten“, erklärt Franz Schroll. Viele Menschen auf wenig Raum, das wolle in der Pandemie niemand angesichts der Infektionsgefahr. Dennoch sei das Bedürfnis für Wellness gerade in der Pandemie hoch.
Ein passendes Konzept für diese Marktlücke hatten die Chiemgauer da schon in der Schublade: Eine einfache Saunahütte oder ein Container sollte es aber nicht sein, sondern hochwertig und auf Wunsch auch mit integriertem Dusch- und Ruhebereich. So entstand der „Spa Cube“, nämlich ein beweglicher Würfel, der sogar äußerlich an die Fassade des Zielorts angepasst werden kann.
Der Clou: Der Würfel wird komplett in Fehling gefertigt und in einem Stück zum Kunden transportiert. Dort setzt ein Kran den Spa Cube auf eine Terrasse, den Balkon oder in den Garten und muss nur noch angeschlossen werden. Im Spa Cube ist bereits alles montiert. „Der große Vorteil für den Kunden liegt darin, dass er keine Baustelle vor Ort hat“, sagt Franz Schroll. Rund vier Wochen dauert es, einen Spa Cube zu produzieren.
Franz Schroll ist des Saunierens auch in seiner Freizeit noch nicht überdrüssig. Weit hat er nicht: Sein privater Spa Cube steht mitten in Fehling, gleich neben seinem Wohnhaus. HEIDI GEYER