München – Die Unternehmen im Freistaat wollen ihre Mitarbeiter so schnell wie möglich boostern. „Die größte formale Hürde bestand bisher in haftungsrechtlichen Fragen“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), unserer Zeitung. „Da die Ständige Impfkommission bislang die Booster-Impfung nur für Ältere und erst nach Ablauf von sechs Monaten nach der Grundimmunisierung empfahl, waren daran neben den Hausärzten auch die Betriebsärzte gebunden.“ Dieses Problem sei nach der neuen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) beseitigt worden. „Betriebs- und Werksärzte stehen bereit und müssen den Impfstoff jetzt bestellen.“ Die Stiko hatte am Donnerstag allen Geimpften ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung (Booster) empfohlen.
Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, sagte unserer Zeitung: „Es kann jederzeit losgelegt werden.“ Der Verband hat gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), sowie weiteren Fachgesellschaften einen Impfaufruf an die Betriebsärzte in Deutschland erarbeitet. Laut dem bislang unveröffentlichten Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, können geimpfte Beschäftigte bereits vor Ablauf der sechs Monate ihre Auffrischungsspritze erhalten. „Der gemäß Zulassung vorgesehene Abstand von sechs Monaten zur vollständigen Immunisierung bei Personen ab 18 Jahren ist als zeitliche Richtschnur zu verstehen, der natürlich nicht tagesgenau einzuhalten ist“, heißt es in dem Schreiben. Für Bayern hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits angekündigt, dass der Freistaat für Booster-Impfungen vor der Sechs-Monats-Frist die Haftung übernehmen wolle.
Anders als im Frühjahr ist mangelnder Impfstoff derzeit offenbar nicht das Problem: „Das Bundesministerium für Gesundheit hat dafür Sorge getragen, dass ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht“, ist dem Schreiben an die Betriebsärzte zu entnehmen. Viele Unternehmen haben bereits Vorbereitungen getroffen.
BMW
„Zurzeit planen wir – vorbehaltlich der finalen Empfehlungen durch die Stiko – eine Booster-Impfung für die durch unseren Gesundheitsdienst geimpften Mitarbeiter“, sagte eine Sprecherin des Autobauers BMW in München. Die Booster-Kampagne werde bei BMW im nächsten Jahr starten. Mit 40 000 Mitarbeitern am Standort München zählt der Autobauer zu den größten Arbeitgebern in der Region.
Audi
Bei Audi heißt es: „Der Audi Gesundheitsschutz impft seit Juni 2021 gegen das Coronavirus“, sagte eine Sprecherin. „Das Impfangebot besteht seitdem durchgehend und gilt für alle Mitarbeitenden der Audi AG.“ Ab Dezember werde der Booster angeboten. In Ingolstadt arbeiten für Audi über 42 000 Menschen.
Siemens
Siemens-Beschäftigte müssen noch warten: „Noch ist keine Entscheidung gefallen, das ist in Klärung“, so ein Sprecher. Siemens beschäftigt in München rund 8500 Mitarbeiter.
Infineon
Infineon dagegen steht in den Startlöchern: „Für die Auffrischimpfungen bereiten wir uns bereits konkret vor“, sagte ein Sprecher. Sobald von der Stiko Empfehlungen vorlägen, wolle Infineon rund 5000 Beschäftigten in Neubiberg (Kreis München) Booster-Impfungen anbieten.
MAN
Der Nutzfahrzeugbauer MAN hat eigenen Angaben zufolge deutschlandweit bisher 8000 Impfungen an seine Beschäftigten verabreicht. „Das Angebot steht nach wie vor, egal ob es um Auffrischungs- oder Erstimpfungen geht“, sagte ein Sprecher. Das Angebot gelte für alle 20 000 Mitarbeiter, davon 9000 in München.
Allianz
Die Allianz zählt ebenfalls zu den großen Arbeitgebern in der Region. Konzernsitz ist München, die Deutschland-Tochter hat in Unterföhring (Kreis München) ihre Niederlassung. An den beiden Standorten arbeiten 12 000 Beschäftigte. „Nach unseren Schätzungen dürften inzwischen 80 bis 85 Prozent unserer Belegschaft in München und Unterföhring geimpft sein“, heißt es bei der Allianz. „Damit diese erfreuliche Lage so bleibt, starten in Kürze bei uns die ersten Auffrischungsimpfungen für die Kolleginnen und Kollegen, die bislang eine einmalige Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben.“ Allen anderen geimpften Mitarbeitern wolle die Allianz bald Auffrischungsimpfungen anbieten.
Munich Re
Ein Sprecher des Rückversicherers Munich Re sagte: „Wir werden eine Booster-Impfaktion für unsere Mitarbeiter anbieten, die Vorbereitungen dazu laufen.“ Über Details werde das Unternehmen die Mitarbeiter zeitnah informieren Der Dax-Konzern beschäftigt mit seiner Tochtergesellschaft MEAG in München 4300 Menschen.
HypoVereinsbank
Anders die HypoVereinsbank in München: „Derzeit planen wir keine Impfungen in unseren Räumlichkeiten“, teilte ein Sprecher mit. Man beobachte aber weiter die Situation. Im Frühjahr hatte die HVB für ihre 12 000 Beschäftigten in Deutschland etwa 20 Impfstraßen aufgebaut.
Webasto
Beim Stockdorfer Automobilzulieferer Webasto heißt es: „Wir werden unseren Mitarbeitenden Booster-Impfungen anbieten.“ Die Planungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Für Webasto im Landkreis Starnberg arbeiten mehr als 1300 Mitarbeiter.