Fleischpreis im Keller: Ein Horrorjahr für die Erzeuger

von Redaktion

München – Bayerns Schweinehalter haben ein Horrorjahr hinter sich. Ferkelerzeuger und Schweinemäster im Freistaat verzeichneten im Wirtschaftsjahr 2020/21 einen massiven Gewinnrückgang: Die Unternehmensergebnisse brachen im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um knapp 60 Prozent ein, wie aus dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands hervorgeht, der heute vorgestellt wird. Der Schweinefleischpreis ist seit Monaten im Keller. Wegen teilweise geschlossener Gastronomie, ausgefallener Feste und schlechtem Grillwetter im Sommer war die Nachfrage nach Wammerl, Halsgrat und Filet deutlich geringer als sonst. Zudem brachen nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland viele ausländische Abnehmer für konventionell erzeugtes Schweinefleisch weg. Hinzu kommt ein Problem, das nicht nur die Schweinebauern trifft: die deutlichen Preissteigerungen bei Futter- und Düngemitteln, Kraftstoffen und Energie. All das hat den ohnehin von Preisschwankungen geprägten Schweinemarkt massiv unter Druck gesetzt – und schlägt sich nun deutlich in der Jahresbilanz der Landwirte nieder. Milchvieh- und Ackerbetriebe konnten im Gegensatz zu den sogenannten Veredelungsbetrieben, zu denen Schweinemäster und Ferkelzüchter zählen, das Betriebsergebnis leicht steigern. Im Gesamtschnitt erzielte ein bayerischer Haupterwerbsbetrieb im vergangenen Wirtschaftsjahr ein Unternehmensergebnis von 47 449 Euro – ein Minus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deutschlandweit lag das Durchschnittsergebnis mit 52 058 Euro zwar etwas höher, dafür war das Minus aber auch doppelt so hoch. Laut Bayerischem Bauernverband liegt das daran, dass die bayerischen Haupterwerbsbetriebe diversifizierter aufgestellt sind – also ihr Einkommen aus mehreren Betriebszweigen bestreiten. Der Bericht des Bauernverbands zeigt auch, wie sich die Landwirtschaft langfristig verändert hat. Auffällig ist etwa die deutliche Produktivitätssteigerung: Ein Landwirt ernährt heute im Schnitt 137 Personen. 1950 waren es noch zehn Personen. Seit Jahren sinkt die Zahl der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft. Gleichzeitig ist die Zahl der durchschnittlichen Jahresarbeitsstunden deutlich höher als in anderen Branchen. Allerdings erfassen die Zahlen des Deutschen Bauernverbands die Situation der bayerischen Landwirtschaft nur teilweise. Denn untersucht wurde primär die Lage der Haupterwerbslandwirte – und die machen in Bayern nur noch rund 40 Prozent aller Betriebe aus. Die Mehrheit der Höfe wird mittlerweile im Nebenerwerb am Leben gehalten.

Dominik Göttler

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