München/Berlin – Der Lkw-Verkehr in Deutschland hat 2020 nach Informationen von Allianz pro Schiene ein Rekordniveau erreicht. Der Marktanteil der Lkw sei um fast eineinhalb Prozent auf 72,6 Prozent gestiegen, teilte der Verein mit, dem Fahrgastverbände, Gewerkschaften und Umweltverbände angehören. Die Allianz beruft sich auf Zahlen aus dem noch unveröffentlichten Bericht „Verkehr in Zahlen“ des Bundesverkehrsministeriums.
„Nie zuvor war der Marktanteil des Lkw am Güterverkehr so hoch“, erklärt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Der Güterverkehr in Deutschland steuert in die völlig falsche Richtung“, sagte er weiter. Die Ampel-Koalition stehe unter einem extrem hohen Handlungsdruck, da sich der Güterverkehr „immer weiter von den Zielsetzungen“ entferne.
Im Koalitionsvertrag der Ampel steht, dass der Marktanteil der Schiene bis 2030 auf 25 Prozent ausgebaut werden soll. Die Koalition verspricht, „erheblich“ mehr in die Schiene als in die Straße zu investieren, sie will eine Prüfpflicht für Bahnanschlüsse bei der Errichtung von Gewerbegebieten durchsetzen und den Einzelwagenverkehr stärken – sodass auch kleinere Unternehmen ihren Warentransport auf die Bahn verlagern können.
Der Abstand zur Zielsetzung für 2030 sei inzwischen auf sieben Prozent angewachsen, betonte Flege. Dabei transportiere ein Güterzug nach Berechnungen des Umweltbundesamtes im Vergleich zu Lastwagen Waren pro Tonne und Kilometer mit einem Siebtel des CO2-Ausstoßes. Ein Blick auf die Europa-Karte zeige, was möglich sei. In der Schweiz, Österreich und Finnland kommt die Schiene im Güterverkehr auf über 25 Prozent. Auch osteuropäische Länder wie Slowenien, Rumänien oder die Slowakei übertreffen die deutsche Zielmarke. Allerdings: In Frankreich, Spanien und Großbritannien ist der Marktanteil noch geringer als in Deutschland, beläuft sich teils auf deutlich weniger als 14 Prozent. DIRK WALTER