Berlin – Das könnte knapp werden: Viele Kunden von Volkswagen, die sich in diesen Tagen das Elektroauto ID.3 bestellen wollen, bekommen von ihren Händlern „Kalenderwoche 49“ oder sogar später als Liefertermin genannt. Grund für die langen Lieferzeiten ist eine Kombination aus hoher Nachfrage und Lieferschwierigkeiten, insbesondere bei Halbleitern.
E-Autos können aber nicht nur bei VW nicht in gewünschten Stückzahlen geliefert werden. Auch Audi, BMW, Opel, Hyundai, Peugeot und Skoda lassen bei bestimmten Modellen die Kundschaft etliche Monate warten. Modelle wie der Octavia iV als Plug-in-Hybrid von Skoda sind erst nach weit über einem Jahr verfügbar.
Eine lange Lieferfrist ist bei einem Auto mit Verbrennungsmotor ärgerlich. Soll ein E-Auto angeschafft werden, kann die Wartezeit aber auch teuer werden. Das liegt an einer möglichen zeitlichen Befristung für die staatliche Förderung. Bei einem vollelektrischen Fahrzeug mit einem Nettolistenpreis bis zu 40 000 Euro gibt es derzeit 9000 Euro Prämie. Zwei Drittel kommen vom Staat, der Rest vom Hersteller. Bei Plug-in-Hybriden gibt es bis zu 6750 Euro.
Die alte schwarz-rote Bundesregierung hatte 2019 beschlossen, den Umweltbonus bis Ende 2025 zu verlängern und deutlich zu erhöhen. Wegen der Corona-Pandemie hatte Schwarz-Rot zudem im Sommer 2020 festgelegt, den staatlichen Anteil für die Förderung von elektrischen Fahrzeugen in Form einer Innovationsprämie befristet zu verdoppeln. Die Ampel-Koalitionäre wollen die Regelung nur bis Ende 2022 unverändert fortführen.
Danach könnte für manche Fahrzeugtypen die Förderung abgeschmolzen werden oderentfallen. Insbesondere die Anschaffung von Plug-in-Hybriden soll nicht mehr so sehr gefördert werden. Plug-in-Hybride haben einen Elektro- und Verbrennungsmotor und können an einer Ladestation geladen werden. Im Alltag werden sie aber nur selten elektrisch bewegt.
Nach 2022 will die Ampelkoalition nur Elektrofahrzeuge fördern, die nachweislich einen Klimaschutzeffekt haben. Die Aussage im Koalitionsvertrag bedeutet keine Komplettabsage. Doch die Worte „degressiv reformieren“ sind für potenzielle Käufer keine rosigen Aussichten, auch für die, die sich ein reines E-Fahrzeug anschaffen wollen. Daher ist es für sie wichtig, nicht nur in diesem Jahr noch zu bestellen. Für den Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) muss der Wagen auch ausgeliefert und zugelassen sein.
Der ADAC fordert die Antragsmodalitäten für die Innovations- und Umweltprämie zu verändern. „Wer sich in diesem Jahr dazu entscheidet, auf Elektromobilität umzusteigen, sollte sicher sein können, dass er auch die für dieses Jahr zugesagte staatliche Förderung erhält“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand. Der Club setzt sich dafür ein, dass bei Abschluss eines Kauf- oder Leasingvertrags eine Möglichkeit zur Reservierung der Fördersumme eingeräumt wird. „Nur so wird die Verunsicherung bei E-Auto-Interessenten vermieden und notwendiges Vertrauen geschaffen.“ Die starke Nachfrage verschärft die Situation.
Im Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird an Details der künftigen Förderung gearbeitet. Der überraschende Stopp der staatlichen Förderungen für energieeffiziente Gebäude hat gezeigt, dass der Vizekanzler auch zu unpopulären Einschnitten greift. Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY glaubt, dass die Koalition nicht voreilig den Subventionsstecker zieht: „Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung die Anschaffung eines E-Autos noch über 2025 hinaus unterstützen wird.“ Ohne diese Subventionen werde es für viele Menschen finanziell nicht darstellbar sein, ein E-Auto zu kaufen. Es komme aber nicht nur auf den Absatz an, sagte Fuß. „Die Politik bewegt sich beim notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur noch auf der Kriechspur.“ Die Elektromobilität könne nicht alleine durch Subventionen der Fahrzeuge vorangetrieben werden.
Ampel will ab 2023 Regeln verändern
ADAC will Prämie mit Reservierung