Eon will strengere Regeln für Strommarkt

von Redaktion

VON BJÖRN HARTMANN

Düsseldorf – Klare Spielregeln und Mindestanforderungen für Anbieter auf dem Strommarkt fordert der Energieriese Eon. Discounter nutzten aus, dass ihre Kosten deutlich geringer waren als die der großen Anbieter, kritisiert EonVertriebsvorstand Patrick Lammers. Die Kunden profitierten von günstigen Angeboten. Das funktionierte, solange die Großhandelspreise niedrig waren. Weil sich die Wirtschaft nach dem ersten Corona-Schock schneller erholte als gedacht, stiegen die Preise zuletzt rasant. Manch Anbieter hatte sich verspekuliert. Mit dramatischen Folgen für viele Verbraucher.

„Kaum wird der Markt etwas volatiler, zeigen sich die vielen unseriösen Anbieter“, sagte Lammers. Aus seiner Sicht ist auch hier die Politik gefragt: „Der Staat meinte, mehr Wettbewerb täte dem Markt gut. Dann muss er jetzt aber auch gegenüber unseriösen Anbietern handeln.“

Ende 2021 hatten mehrere Discounter, darunter Stromio, Gas.de und Grünwelt, ihren Kunden gekündigt und sie nicht mehr beliefert. Die Anbieter begründeten das mit den kräftig gestiegenen Energiepreisen, zu denen es nicht mehr möglich sei, die günstigen Verträge zu bedienen. Die Unternehmen meldeten aber keine Insolvenz an. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf leitete Vorermittlungen ein.

Mehrere hunderttausend Kunden rutschten in die sogenannte Grundversorgung. Der regional größte Versorger muss Strom und Gas liefern. Allein Eon musste in Deutschland mehrere zehntausend Haushalte zusätzlich beliefern. „Wir freuen uns über zusätzliche Kunden“, sagt Lammers, „aber das bereitet auch Herausforderungen bei der Beschaffung zusätzlicher Energiemengen für unsere Ersatz- und Grundversorgung.“

Eon muss für die zusätzlichen Kunden Strom am sogenannten Spotmarkt zu aktuellen Preisen kaufen, was teuer ist. Daher kostet die Grundversorgung in der Regel mehr als andere Tarife – vor allem ist sie deutlich teurer als die Angebote der Discounter.

Die Bundesregierung will jetzt nachbessern und einen bundesweit einheitlichen Grundversorgungstarif festlegen. Lammers hält davon wenig. Ein einheitlicher Preis sei nicht sinnvoll, es gebe ja deutliche regionale Unterschiede etwa bei Beschaffungskosten.

Grundsätzlich rechnet Lammers nicht damit, dass die Energiepreise schnell wieder sinken. Der Markt wandele sich gerade fundamental. „Früher gab es nur große Stromerzeuger, die verlässlich lieferten. Das ändert sich im Zuge der Energiewende.“ So schwanke das Angebot stärker. Und der Energiemarkt werde kleinteiliger. „Verbraucher sind gleichzeitig Stromerzeuger, speisen zeitweise selbst Strom zum Beispiel aus ihren Solarzellen ins Netz ein.“ Das bedeute mehr Risiko, das sich in höheren Preisen niederschlage. „Bis der Markt sich wieder eingespielt hat, wird es einige Zeit dauern.“

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