Starnberg – Ein Bankenwechsel ist im Normalfall kein Problem. Man eröffnet bei seiner neuen Bank ein Konto und löst das in der alten Bank auf. Etwas mehr Planung erfordert das bei Geschäftskonten, weil die Kunden sicherstellen müssen, dass der Eingang von Zahlungen nicht stockt und fällige Überweisungen etwa ans Finanzamt oder die Sozialkassen dort rechtzeitig ankommen. Doch auch das sollte eigentlich kein Problem sein.
Doch manchmal tun sich bei einem Routine-Vorgang ungeahnte Hürden auf. So bei der Starnberger Firma Schumacher Solutions, die Unternehmen, etwa Hotels oder Einzelhändler, bei ihrer öffentlichen Präsentation hilft und Mitarbeiter durch Schulungen entsprechend trainiert. Sie wollte ihre Geschäftsverbindung zur Kreissparkasse lösen, weil diese für den ersten Euro auf dem Konto nun Strafzinsen berechnet. Geschäftsführer Thomas Schumacher schüttelt immer noch fassungslos den Kopf, wenn er berichtet, was dabei geschah: Er sollte bei der Sparkasse Schulden begleichen, die er gar nicht hatte.
Wie bei Geschäftskonten üblich, hatte Schumacher einen Rahmen für einen Kontokorrentkredit vereinbart (das entspricht im Prinzip dem Dispokredit bei Privatkonten), der dafür sorgt, dass Zahlungen auch dann geleistet werden können, wenn Kunden ihre Rechnungen mit Verzögerung begleichen und das Konto ins Minus rutscht.
Anders als üblich war dieser Kreditrahmen auch noch durch eine Grundschuld abgesichert – die Schumacher ursprünglich für die Finanzierung seines Privathauses eintragen ließ. Doch dies wurde zum Stolperstein beim geplanten Bankenwechsel. Denn Schumachers Firmenkundenbetreuer bei der Sparkasse forderte für die Freigabe, den bei Weitem nicht ausgeschöpften Kreditrahmen vollständig auszugleichen.
„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Schumacher. „Ich sollte Schulden zurückzahlen, die ich gar nicht gemacht hatte.“ Zwar sollte das Geld ihm später wieder zurücküberwiesen werden. Doch selbst die neue Bank – eine Sparkasse in Niederbayern – war angesichts des unüblichen Geschäftsgebarens überrascht.
Thomas Schumacher wollte das nicht hinnehmen. Er sprach den Chef seines bisherigen Sparkassen-Beraters an. „Das Gespräch verlief freundlich und sachlich“, sagte er und er hatte anschließend das Gefühl, die Zumutung sei vom Tisch. Auch die Kreissparkasse beruft sich gegenüber unserer Zeitung auf dieses Gespräch, bei dem die Probleme gelöst worden seien. Weit gefehlt. Die Bank war, wie sich später herausstellte, keinen Millimeter von ihren Forderungen abgerückt.
Schumacher hat das Prozedere für sich akzeptiert, weil auch die neue Bank bereit war, sich darauf einzulassen, und das Geld erst einmal bereitstellte. Doch sein Ärger sitzt tief. Firmen, die nicht so gut dastehen, werden, so seine Einschätzung, an einem Wechsel der Bank möglicherweise sogar gehindert. MARTIN PREM