Milliardendebakel für die Allianz in den USA

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

München – Oliver Bäte meint weder die Pandemie noch Naturkatastrophen oder Nie- drigzinsen. „Auch wenn Unangenehmes passiert, können wir es ausbalancieren“, versichert der Chef des Assekuranzriesen Allianz gleich zum Auftakt der Bilanzvorlage für das Vorjahr. Das Unangenehme, auf das er Bezug nimmt, sind mehrere Milliarden Euro, die ein Skandal in den USA seinen Konzern kostet.

Es geht um einen Allianz-Fonds, in den US-Lehrer oder U-Bahnfahrer im Vertrauen auf eine sichere Anlage für ihre Pensionen investiert haben und dabei Anfang 2020 mit Verlusten von 5,3 Milliarden Euro konfrontiert wurden. Insgesamt 25 US-Pensionsfonds und andere Großanleger gingen vor Gericht. In einem ersten Vergleich zahlt die Allianz nun 3,7 Milliarden Euro. „Das ist die Mehrheit der Investoren“, erklärte Bäte zur Bedeutung einer wenige Stunden vor Bilanzvorlage unterzeichneten Einigung mit Betroffenen. Finanziell bewältigt ist das Debakel aber damit noch nicht. Denn zum einen gibt es Anleger, mit denen sich die Allianz noch nicht verglichen hat. Vor allem aber ermitteln in der Sache seit acht Monaten mit dem US-Justizministerium und der US-Börsenaufsicht SEC zwei mächtige US-Behörden. Die können hohe Strafen verhängen, was sie in der Vergangenheit auch schon öfter getan haben, wenn Verbraucherrechte verletzt wurden. VW kann mit Blick auf den Diesel-Skandal ein Lied davon singen.

Die jetzt in der Bilanz 2021 zurückgestellten 3,7 Milliarden Euro betreffen nicht nur die Anlegergruppe, mit denen sich die Allianz geeinigt hat, sondern auch noch andere Beteiligte, erklärten Bäte und Allianz-Finanzchef Giulio Terzariol. Genauer wollten sie nicht werden. Gemeint sein dürften SEC und US-Justizministerium. „Aus Sicht der Allianz ist mit zusätzlichen Belastungen zu rechnen, bevor diese Verfahren endgültig abgeschlossen werden können“, heißt es in einer Allianz-Mitteilung, die ebenfalls nicht weiter kommentiert wurde. Es könnte also noch teuerer werden als die jetzt zurückgestellten 3,7 Milliarden Euro. Analysten taxieren auf insgesamt sechs Milliarden Euro.

„Wir bedauern die Verluste“, erklärte Bäte und meinte damit neben den Anlegern auch seine Aktionäre. Denn den Gewinn nach Steuern hat das Debakel 2021 um 2,8 Milliarden Euro geschmälert. Um drei Prozent auf 6,6 Milliarden Euro ist er deswegen geschrumpft. 9,4 Milliarden Euro hätten es sein können.

Um die Auswirkungen auf die Aktie in Grenzen zu halten, kündigte der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu einer Milliarde Euro und kontinuierliche Dividendensteigerungen in den nächsten Jahren an. Trotz des Flops in den USA wurde die Ausschüttung für voriges Jahr von 9,60 auf 10,80 Euro je Aktie erhöht. Auf 12,50 Euro soll sie bis 2024 steigen.

Für das teure Debakel um den US Structured Alpha Fonds gebe es eine Gesamtverantwortung im Allianz-Konzernvorstand. Deshalb würden dessen und damit auch seine eigenen Boni für das abgelaufene Geschäftsjahr gekürzt, betonte Bäte. Wie hoch die Kürzungen ausfallen, soll aber erst Anfang März bekannt gegeben werden.

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