Glasfaser für alle Gemeinden

von Redaktion

München – Die Deutsche Telekom will in allen 2056 Gemeinden Bayerns Glasfaser-Anschlüsse in jedes Gebäude legen – wenn die Gemeinden mitmachen. Dafür nimmt der Konzern in den kommenden acht Jahren Milliarden in die Hand. Einen Teil des Ausbaus will die Telekom selbst finanzieren, andere Bereiche sollen über Fördermittel bestritten werden. Hauseigentümer müssen dem Ausbau zustimmen, der für sie allerdings kostenfrei ist.

Glasfasertechnik bis in jede Wohnung ist ein Zukunftsmarkt. Schaffen althergebrachte Kupferleitungen 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), maximal 250, so sind es derzeit bei privaten Internet-Glasfaseranschlüssen nach den Telekom-Tarifen ein 1GBit/s, bei Firmen bis zum 100-Fachen. Für moderne Anwendungen, aber auch für datenhungrige Privatsachen wie Streaming, wenn alle im Haushalt unterschiedliche Filme schauen wollen, ist ein Glasfaseranschluss technisch eine gute Wahl – zumal man sich nicht die vorhandene Bandbreite mit Nachbarn teilen muss.

„Der Bandbreitenhunger wird massiv zulegen“, ist sich Peter Roll, verantwortlicher Manager für den Fiber Ausbau Süd bei der Telekom, sicher. Angesichts steigender Homeoffice-Quoten wittern viele einen Markt, nicht nur die Telekom. Problem derzeit: Vielerorts liegen Glasfaserkabel in den Straßen (bis zum Verteilerkasten, sogenanntes FTTC), die letzten Meter bis in die Häuser sind aber Kupferkabel – der große Vorteil von Glasfaser (Geschwindigkeit, Stabilität) verpufft für den einzelnen Internetnutzer. Deswegen startet die Telekom die Glaserfaser-Offensive Bayern, in die bis 2030 wohl bis zu sechs Milliarden Euro fließen sollen.

Was heißt das konkret? Die Telekom macht beziehungsweise machte allen 2056 Gemeinden in Bayern ein Angebot, Glasfaser bis in die Häuser und Wohnungen zu legen (sogenanntes FTTH) und klärt dabei, was erforderlich ist an Bauarbeiten. Die Telekom will Bereiche selbst auf eigene Kosten ausbauen – jene, in denen nach Marktdaten mit vielen Vertragsabschlüssen zu rechnen ist. Gebiete, die wirtschaftlich für die Telekom wenig Sinn machen, etwa, weil viel Tiefbau nötig ist, sollen wie bisher mit Förderung der öffentlichen Hand erschlossen werden – die Telekom werde sich fast immer an den Ausschreibungen beteiligen, sagt Telekom-Süd-Technikchef Markus Beckmann. In der Regel werde man mit offenen Armen empfangen. Kooperationen seien auch mit bestehenden Netzinhabern wie Stadtwerken oder Gemeinden denkbar, wenn diese bereits Leerrohre verlegt haben.

Zudem will die Telekom ihr Glasfasernetz nicht abschotten: Baut die Telekom Glasfaser bis ins Haus, müssen dessen Bewohner nicht zwingend Telekom-Kunden sein, sondern können auch andere Anbieter wählen. Diese können die Leitung mieten.

Werden sich Telekom und Gemeinde einig, so informiert die Kommune über Ausbaupläne. Dann müssten Hauseigentümer zustimmen, dass in ihre Häuser und auf ihrem Grund Glasfaser bis in die Wohnungen verlegt wird. Passiert dies im Zuge des Gesamtvorhabens in dieser Gemeinde, müssen Hauseigentümer nichts zuzahlen.

„Wir müssen in jeden Keller“, erklärt Beckmann. Nach Daten der Telekom sind derzeit die wenigsten Haushalte in Oberbayern bis in die Wohnung mit Glasfaser versorgbar – etwa neun Prozent. Bei fast zwei Dritteln seien technisch bis 250 Mbit/s möglich, bei weniger als fünf Prozent ist bei 16 Schluss – Letzteres seien fast nie Telekom-Kunden. MICHAEL STÜRZER

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