Logistikverband: Es drohen leere Regale

von Redaktion

Frankfurt – Mit einem dramatischen Appell wendet sich die Lkw-Transportbranche an die Bundesregierung. Die massiven Preissteigerungen bei Diesel können viele Unternehmen faktisch nicht mehr stemmen. Damit drohen nach den Worten von Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr (BGL), schon in nächster Zeit leere Regale in den Supermärkten und weitere Probleme in den Lieferketten. Zusätzlich fallen tausende von Lkw-Fahrern aus der Ukraine wegen des Putin-Krieges aus.

Mit vier Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium hat die Branche, wie Engelhardt am Donnerstag sagte, auf die dramatische Lage hingewiesen. „Reaktion bislang null“, empört sich der BGL-Chef genauso wie etliche mittelständische Spediteure, die kurz vor dem Aus stehen.

Engelhardt zufolge geht es der Branche nicht um eine permanente staatliche Unterstützung, aber um zeitlich begrenzte Soforthilfe für 90 bis 120 Tage in Form einer Einführung von deutlich günstigerem Gewerbediesel. Engelhardt verweist auf mehrere europäische Länder wie Belgien, Frankreich, Italien oder Spanien, die die Mehrkosten für gewerblich genutztes Diesel erstatten. Zudem sei ein Rettungsschirm für Speditionen notwendig, deren Fahrzeuge mit LNG-Gas fahren. Dort haben sich die Preise von 0,91 Euro pro Kilo im Januar auf 2,35 Euro mehr als verdoppelt.

Wie drastisch die Kostensteigerungen ausfallen, wird an einzelnen Beispielen deutlich: Eine größere Spedition, die 220 Lkw betreibt, hat im Vergleich zum Januar wegen des teilweise auf mehr als 2,40 Euro gestiegenen Diesel-Preises monatliche Mehrkosten von 450 000 bis 500 000 Euro. Andere kleinere Firmen müssen statt 105 000 Euro im Januar jetzt fast 180 000 Euro für Diesel ausgeben. „Bei diesen Preisen fahren die Unternehmen gegen die Insolvenz an“, sagt Engelhardt. Mehrere Spediteure sagten am Donnerstag, dass sie schon in den nächsten Tagen trotz Entgegenkommen der Auftraggeber ihre Fahrzeuge stehen lassen müssten, sollte sich die Lage nicht entspannen. „Den Firmen geht einfach das Geld aus“, so der BGL-Chef. „Die Lage ist kritischer als jemals während der Corona-Pandemie.“ Nach Angaben des BGL werden 70 Prozent der Güter in Deutschland per Lkw transportiert. Und dabei nur acht Prozent über Entfernungen von mehr als 300 Kilometer. Verlagerungswünsche auf die Bahn seien keine Option, kurzfristig schon gar nicht. Von den rund 47 000 Speditionen in Deutschland verfügen 30 000 über maximal neun Fahrzeuge, 20 000 davon sogar nur über höchstens drei Lkw. Es geht also um den klassischen Mittelstand. ROLF OBERTREIS

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