Frankfurt – Obwohl seine Bezüge im vergangenen Jahr wegen des ersten Milliardengewinns seit Jahren um rund 19 Prozent auf 8,812 Millionen Euro gestiegen sind, war Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing nicht der Bestverdiener im größten deutschen Geldhaus. Vier Beschäftigte erhielten mehr, an der Spitze liegt ein Banker mit einem Salär zwischen zehn und elf Millionen Euro. Insgesamt erhalten 520 der knapp 83 000 Beschäftigten – rund 1700 weniger als im Jahr zu vor – einschließlich des Vorstandes mehr als eine Million Euro.
Dem im Jahresdurchschnitt aus zehn Männern und Frauen zusammengesetzten Vorstand der Deutschen Bank wurden insgesamt knapp 66,5 Millionen Euro zugestanden, nach gut 47,3 Millionen Euro ein Jahr zuvor. 2020 hatte der Vorstand wegen der Corona-Pandemie auf ein Zwölftel seiner Bezüge und damit auf insgesamt 4,6 Millionen Euro verzichtet.
Generell gingen die Grundgehälter in der Bank im vergangenen Jahr von 7,5 auf 7,4 Milliarden Euro zurück. Dafür erhöhten sich die Boni wegen des Nettogewinns von 2,5 Milliarden Euro – des höchsten seit zehn Jahren – um 14 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Nach Abzug von Zinszahlungen für Anleihen lag der Gewinn bei 1,9 Milliarden Euro. Die Bank führt diese Zahl zwar an, nennt sie aber nicht ausdrücklich. So gesehen liegen die Bonuszahlungen über dem tatsächlichen Gewinn. Die Aktionäre sollen zwar für 2021 wieder eine Dividende erhalten. Allerdings wird die Summe mit 700 Millionen Euro deutlich unter den Bonuszahlungen liegen.
Von den Vorstandsgehältern wurde im vergangenen Jahr freilich nur gut ein Drittel tatsächlich ausgezahlt. Bei Sewing waren es nach Angaben der Bank knapp 3,6 Millionen Euro. Der Rest fließt ihm erst im Laufe der nächsten Jahre und abhängig von den Ergebnissen der Bank zu. Rund 20 Prozent der Bonuszahlungen für den Vorstand sind an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen geknüpft. Neben den Bezügen erhalten die Vorstände auch Beiträge für ihre Altersvorsorge. Bei Sewing waren es laut Geschäftsbericht im vergangenen Jahr 773 500 Euro, bei den anderen Vorstandsmitgliedern war es zum Teil noch mehr. Insgesamt belief sich Sewings angesammeltes Vorsorgekapital Ende 2021 auf 6,5 Millionen Euro.
Am Donnerstag hatte der Vorstandschef die Ziele der Bank bis 2025 vorgestellt. Danach soll ungeachtet der hohen Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine die Netto-rendite auf das Eigenkapital auf zehn Prozent steigen. Im vergangenen Jahr hatte sie bei 3,8 Prozent gelegen. Die Einnahmen sollen jährlich um 3,5 bis 4,5 Prozent steigen. Über Aktienrückkäufe und Dividenden will das größte deutsche Geldhaus bis 2025 acht Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten. „Unsere Bank ist in einer guten Ausgangsposition, um ihre Kunden durch geopolitische und makroökonomische Veränderungen zu führen, einschließlich der aktuellen Unsicherheiten“, sagt Sewing. Das Kredit-Engagement in Russland liege bei brutto 1,4 Milliarden Euro und netto bei 600 Millionen Euro. Das entspricht, so die Bank, nur 0,3 Prozent des gesamten Kreditbuches. ROLF OBERTREIS