EZB rechnet nicht mit Stagflation

von Redaktion

Frankfurt/Paris – Die Europäische Zentralbank (EZB) geht trotz des Ukraine-Kriegs von Wirtschaftswachstum aus. Der Krieg werde zwar Folgen für das Wachstum im Währungsraum haben, da die Inflation steige und das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern Schaden nehme, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag in Paris. Selbst im „düstersten Szenario“ gehe die EZB aber von einer wachsenden Wirtschaft aus, sagte Lagarde. Ein solches Szenario umschrieb Lagarde mit inflationären Zweitrundeneffekten in Form deutlich steigender Löhne, einem Boykott russischer Energie sowie einem lang andauernden und verschärften Krieg.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel plädiert indes angesichts des Aufwärtstrends bei der Inflation für ein weiteres Zurückdrehen der ultralockeren Geldpolitik. „Wenn es der Preisausblick erfordert, müssen wir die Geldpolitik weiter normalisieren und auch beginnen, unsere Leitzinsen anzuheben“, sagte Nagel bei einer Veranstaltung der Deutschen Bundesbank in Hannover. „Sofern die Nettokäufe wie derzeit vorgesehen im dritten Quartal enden, eröffnet das die Möglichkeit, bei Bedarf die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben.“ Der Rat der EZB, dem Nagel angehört, hatte auf seiner jüngsten geldpolitischen Sitzung am 10. März beschlossen, die milliardenschweren Anleihenkäufe der Notenbank schneller zurückzufahren als bisher geplant. Wann die Zinsen im Euroraum nach jahrelangem Rekordtief wieder steigen werden, ließ die Notenbank aber offen. Sie legte fest, dass ein Zinsschritt nicht automatisch nach dem Stopp des Kaufs frischer Wertpapiere erfolgen müsse.  dpa

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