Renten steigen um 5,35 Prozent

von Redaktion

VON BASIL WEGENER

Berlin – Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland können sich auf eine kräftige Erhöhung ihrer Bezüge zum 1. Juli einstellen. So sollen die Renten um 5,35 Prozent in Westdeutschland und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland steigen. Das teilte das Bundesarbeitsministerium am Dienstag in Berlin mit. Somit ist für dieses Jahr die stärkste Rentenanpassung seit Jahrzehnten vorhergesagt.

Somit fällt die turnusgemäße Rentenanpassung absehbar deutlich höher aus als zunächst angenommen. Ende November hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) noch 4,4 Prozent genannt. Der Grund ist die positive Lohnentwicklung in Deutschland.

Bereits berücksichtigt ist die von der Koalition angekündigte Wiedereinsetzung des sogenannten Nachholfaktors. Diese geplante Änderung der Berechnung dämpft die Rentenerhöhung; sie würde sonst noch kräftiger ausfallen. Hintergrund ist, dass es im vergangenen Jahr trotz eines Einbruchs der Einnahmen wegen der Corona-Pandemie keine Rentenkürzung gab, sondern eine Rentengarantie noch für eine Nullrunde gesorgt hatte. Dies soll mit dem Nachholfaktor ausgeglichen werden, der noch gesetzlich auf den Weg kommen soll.

Auch vor der Nullrunde im vergangenen Jahr waren die Renten gestiegen – aber deutlich weniger stark als für den kommenden Sommer vorhergesagt. 2020 hatte es ein Rentenplus von 3,45 Prozent im Westen und 4,20 Prozent im Osten gegeben. 2019 hatten die Bezüge in Westdeutschland um 3,18 Prozent zugelegt, im Osten um 3,91 Prozent. 2018 waren es 3,22 Prozent (West) und 3,37 Prozent (Ost). Eine höhere Rentenerhöhung im Westen wie für dieses Jahr prognostiziert gab es zuletzt 1983 mit damals plus 5,59 Prozent.

Die nun angekündigte Erhöhung ergibt sich aus Daten des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Rentenversicherung, wie das Ministerium weiter mitteilte. Damit ergebe sich eine Anhebung des bei der Berechnung zentralen Rentenwerts im Westen von gegenwärtig 34,19 auf 36,02 Euro und des Rentenwerts im Osten von gegenwärtig 33,47 auf 35,52 Euro. Der Rentenwert gibt konkret in Euro an, wie viel ein Entgeltpunkt in der Rentenversicherung wert ist; ein solcher Punkt – berechnet mit einer komplizierten Formel – ist maßgeblich für die Höhe der Rente.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte, dass die Erhöhung durch den sogenannten Nachholfaktor geringer ausfallen soll. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte: „Weitere Preiserhöhungen drohen, insbesondere bei den Energiekosten.“ Was die Bundesregierung in den komplexen Formeln genau verrechnet habe, sei dem DGB noch nicht bekannt. Die Gewerkschaften würden aber „jeden Angriff abwehren, der darauf abzielt, die Renten weiter von den Löhnen abzukoppeln“. Unionsfraktions- vize Sepp Müller (CDU) sagte, die Erhöhung gerade auch der ostdeutschen Renten schmelze unter der aktuellen Inflationsrate in Höhe von 5,1 Prozent wie Butter in der Sonne dahin. „Die Bundes- regierung steht in der Pflicht, die Bürgerinnen und Bürger bei ihren Lebenshaltungskosten erheblich zu entlasten“, sagte Müller. Das gelte für die Sprit- und Energiekosten und für die weiteren Verteuerungen bei den Lebenshaltungskosten.

Erwartet wird, dass die Bundesregierung demnächst auch Pläne für eine Besserstellung von Menschen vorlegt, die wegen Krankheit nicht mehr arbeiten können. Dabei sollen Personen mit Erwerbsminderungsrenten bessergestellt werden, wie es in Koalitionskreisen hieß. Für die Rentenberechnung maßgeblich ist die vom Statistischen Bundesamt erfasste Lohnentwicklung. Die für die Anpassung relevante Lohnsteigerung beträgt laut Ministerium 5,8 Prozent in den alten Ländern und rund 5,3 Prozent in den neuen Ländern. Berücksichtigt wird demnach zudem die konkrete Entgeltentwicklung der Versicherten. „Diese hat in diesem Jahr eine deutlich positive Wirkung, weil auch Zeiten der Kurzarbeit verbeitragt werden“, so das Arbeitsressort. Wegen der Pandemie waren die Zahlen der Beschäftigten in Kurzarbeit stark gestiegen; der Staat hatte die Zugangsregeln erleichtert. Das Rentenniveau beträgt nach der berechneten Rentenanpassung 48,14 Prozent.

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