Spritpreis so stark gestiegen wie noch nie

von Redaktion

VON ROLF OBERTREIS

Wiesbaden – Ein Ende der Preiswelle ist nicht in Sicht. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Preisen, die Unternehmen für ihre Produkte verlangen. Diese sogenannten Erzeugerpreise lagen im März um 30,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Das war nach Angaben der Statistiker der höchste Anstieg seit 1949.

Und sie zeigen auch: Die Preise an den Tankstellen sind jüngst stärker gestiegen als in den beiden Ölkrisen der Jahre 1973/1974 und 1979/1980 und in der Finanzkrise 2008/2009. Dies alles seien bereits erste Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine. „Die ohnehin dynamische Entwicklung der Energiepreise im Zusammenhang mit der Corona-Krise hat sich infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verstärkt“, schreiben die Statistiker.

Die Daten deuten darauf hin, dass sich die Inflations-rate von 7,3 Prozent im März weiter beschleunigen dürfte. Im Februar waren die Erzeugerpreise um 25,9 und im Januar um 25 Prozent gestiegen, jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Plus im März zum Februar liegt bei 4,9 Prozent. Am stärksten verteuerten sich im März Zeitungsdruckpapier und Düngemittel mit 95,4 und 87,2 Prozent. Für Holz-Verpackungen mussten 68,8 Prozent mehr bezahlt werden. Maßgeblich für die massiven Verteuerungen sei aber nach wie vor die Preisentwicklung bei Energie, so die Statistiker. Sie verteuerte sich im März binnen Jahresfrist um 83,4 Prozent und allein gegenüber Februar um 10,4 Prozent. Allein der Erzeugerpreis für Erdgas erhöhte sich um fast 145 Prozent. Bei leichtem Heizöl waren es knapp 131 Prozent mehr als im März 2021.

Die massiven Zuwachsraten zogen sich durch fast alle Bereiche. Bei Futtermitteln für Nutztiere lag die Rate bei 45,7 Prozent, bei Nadelschnittholz waren es 57,5 Prozent. Papier und Pappe waren 45,3 Prozent teurer. Die Preise für Verbrauchsgüter kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,6 Prozent und seien vor allem durch die Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse beschleunigt worden. Rindfleisch etwa verteuerte sich um 31,1 Prozent, Schweinefleisch um 25,3 Prozent, Butter um 56 Prozent und nicht behandelte pflanzliche Öle sogar um 72,3 Prozent.

Bei Investitionsgütern wie Maschinen erscheint die Preissteigerungsrate mit 5,8 Prozent auf den ersten Blick fast schon gemäßigt. Es war gleichwohl das höchste Plus seit Dezember 1975. Vor allem bei Ersatz- und Zubehörteilen ergaben sich Preissteigerungen zwischen 20 und 25 Prozent.

Die Statistiker zeigen auch, dass die Preise für Erdöl und Mineralöl-Produkte sowie Erdgas zwar auch in den beiden Ölkrisen in den siebziger Jahren massiv gestiegen waren, bei den Preisen an den Tankstellen aber war die Entwicklung nie so deutlich wie im März. Da war Super knapp 42 und Diesel fast 63 Prozent teurer. Die Preise für Kraftstoffe insgesamt stiegen um gut 47 Prozent teurer. Für leichtes Heizöl mussten Verbraucher im März sogar 144 Prozent mehr bezahlen als im März 2021. So hohe Preisanstiege für Heizöl und Kraftstoffe gab es in Deutschland selten zuvor, so die Statistiker. In der ersten Ölkrise in Folge des Jom-Kippur-Krieges zwischen arabischen Staaten und Israel im Oktober 1973 kletterten die Kraftstoff-Preise binnen eines Jahres im Februar 1974 um 32 Prozent. Im März 1974 war importiertes Erdöl mehr als dreimal so teuer wie im März 1973.

In der zweiten Ölkrise 1979/1980 nach der islamischen Revolution im Iran und den damit verbundenen Förderausfällen sowie dem ersten Golfkrieg 1980 erreichten die Kraftstoffpreise in Deutschland im September 1981 ein Rekordniveau und waren um knapp 28 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ergab sich im Juli 2008 ein Preisaufschlag für Kraftstoffe von 15,2 Prozent. Leichtes Heizöl war im Juni 2008 sogar um fast 62 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

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