Berlin – Ein milliardenschweres Infrastrukturprojekt der Deutschen Bahn (DB) im kanadischen Toronto hat heftige Kritik hervorgerufen: „Statt gravierende Mängel im deutschen Schienennetz endlich abzustellen, sucht der Konzern sein Heil in der Ferne“, sagt Tobias Heinemann, Präsident des Schienenverkehrsverbandes mofair. „Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung verpflichtet die DB-Infrastruktur klar zur Gemeinwohlorientierung hierzulande. Wenn eine Beteiligung nun Verkehre auf der anderen Seite des Atlantiks erbringt, um Gewinne einzufahren, wird diese politische Vorgabe vollends ignoriert“, so Heinemann. DB-Infrastrukturvorstand Roland Pofalla hatte am Mittwoch bei der Bekanntgabe des Projekts in Aussicht gestellt, dass mögliche Gewinne dem deutschen Netz zugutekämen. Eine DB-Tochter soll für 25 Jahre Planung, Betrieb und Instandhaltung eines 450-Kilometer-Nahverkehrsnetzes übernehmen. Wegen häufiger Verspätung gibt es nicht nur Kritik von Fahrgastverbänden, sondern auch aus der Wirtschaft: „Der Bund muss die wiederkehrenden Engpasslagen durch den massiven Ausbau des Netzes dauerhaft in den Griff bekommen“, so Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. mas