Wälder kämpfen mit Wetterfolgen

von Redaktion

Berlin/Münster – Die Aufforstung in den von Trockenheit und Stürmen schwer geschädigten deutschen Wäldern wird voraussichtlich noch Jahre dauern. In diesem Jahr stehen in den 16 Ländern etwa 55 000 Hektar zur Aufforstung an, wie der Waldeigentümer-Verband AGDW zum Tag des Baumes (25. April) auf Anfrage mitteilte. Das bedeutet, dass in diesem Jahr nur auf einem Teil der Kahlflächen junge Bäume gesät beziehungsweise gepflanzt werden. Denn das Bundeslandwirtschaftsministerium geht im Ende März veröffentlichten Waldzustandsbericht davon aus, dass bundesweit etwa 380 000 Hektar wiederbewaldet werden müssen.

In diesem Frühjahr ist die Ausgangslage für die Waldbäume etwas besser, da das vergangene Jahr weniger trocken und der Winter eher nass war. „Die Schadensdynamik ist leicht zurückgegangen“, sagte Josef Ziegler, der Vizepräsident der Waldeigentümer. „Wenn jetzt ein normaler Sommer folgt, werden sich die Wälder wieder ein wenig erholen können.“

Doch hängt die Entwicklung maßgeblich vom Wetter ab, wie Förster und Fachleute betonen. Im April beginnt die erste Generation der Borkenkäfer auszufliegen, die insbesondere Fichten befallen und geschwächte Bäume schnell zum Absterben bringen können. Sollte es wieder ein trockenes Jahr werden, würde das die Ausbreitung der Käfer begünstigen.

Die Situation sei regional sehr unterschiedlich, heißt es bei den Waldeigentümern. „Die Waldbesitzenden in den Hauptschadensgebieten in NRW, Hessen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen und Nordbayern haben nach wie vor mit den Folgen der drei Dürrejahre und der Unkalkulierbarkeit der Entwicklung der Klimakrise zu kämpfen“, sagt eine Sprecherin. „Schadflächen müssen wiederbewaldet werden, die Sorge vor Folgeschäden wie einem erneuten Borkenkäferbefall ab Mai ist in diesen Regionen groß.“

Günstiger ist die Ausgangslage vor allem im Süden Bayerns. Die Bayerischen Staatsforsten rechnen in diesem Jahr mit einem Rückgang der Käferschäden im Freistaat. Doch weiter nördlich klingen die Landesforstbetriebe weniger optimistisch. Dort haben auch die Winterstürme größere Schäden verursacht als im Süden.

Käfer und von Stürmen niedergeworfene Bäume sind das aktuelle Problem, dahinter stehen jedoch die langfristigen Veränderungen von Wetter und Klima, die den deutschen Wäldern zusetzen. Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass die Sommer dauerhaft trockener werden und Stürme häufiger und stärker auftreten.

Das bedeutet, dass Forstbetriebe und Waldbesitzer bundesweit vor der Aufgabe stehen, die Wälder „umzubauen“ – also Bäume zu pflanzen, die Trockenheit vertragen und nach Möglichkeit auch starken Windböen besser widerstehen.

Konkret bedeutet das unter anderem, weniger Fichten nachzupflanzen. Außerdem suchen Förster und Forstwissenschaftler international in gemäßigten Breiten nach Baumarten, die für die Anpflanzung in Deutschland infrage kommen.

Die Kosten des Waldumbaus werden auf zweistellige Milliardensummen geschätzt. Da viele private Waldbesitzer in den vergangenen Jahren Verluste gemacht haben, fordern die Waldeigentümer staatliche Zuschüsse. „Viele Baumarten werden das künftige Klima nicht überstehen“, sagt AGDW-Vize Ziegler. „Mischwälder mit wärmetoleranten Baumarten müssen so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden.“ CARSTEN HOEFER

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