Preissprung bei Industrie-Rohstoffen

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

München – Die Corona-Pandemie hat die Preise für Erdöl und gas um ein Vielfaches in die Höhe getrieben. Doch kaum dass sich im Februar eine Entspannung des Marktes andeutete, befahl Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Truppen den Überfall auf die Ukraine – und die Preise stiegen noch weiter.

Nahezu im Schatten dieser Entwicklung stiegen auch die Preise für Industriemetalle, wie aus einer Studie der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) hervorgeht, die unserer Zeitung exklusiv vorab vorliegt. Seit dem Beginn der russischen Offensive explodierten die Preise für einige Güter förmlich.

So stieg etwa der Preisindex für Nickel zwischen Februar und März um 56,3 Prozent. Das Metall wird etwa für rostfreien Stahl, Gasturbinen, Katalysatoren und Lithium-Ionen-Akkus verwendet. Die vbw-Experten halten die Versorgung in Europa möglicherweise für bedroht, weil der Bedarf durch eine zunehmende Elektrifizierung steigt und Indonesien, welches ewa ein Drittel des weltweiten Angebots bietet, die Ausfuhren begrenzt. Zehn Prozent der globalen Produktion stammen aus Russland.

Die Preise für Aluminium zogen indes zwischen Februar und März um rund acht Prozent an. Das Leichtmetall ist von großer Bedeutung für die bayerische Industrie, da es die Basis für viele Fahrzeuge und die Luft- und Raumfahrt ist. Außerdem ist es von großer Bedeutung für die Energiewende, weil es für den Bau von Windrädern benötigt wird. Die vbw bewertet die Verfügbarkeit grundsätzlich als gut, da mit Australien ein westliches Land rund 30 Prozent des Aluminium-Erzes fördert. Kritisch sei jedoch, dass China bedeutende Lagerstätten besitzt (derzeit rund 18 Prozent des Weltmarktes) und diese strategisch nutzen könnte.

Der Preis für Kupfer legte im selben Zeitraum auf drei Prozent zu, war jedoch zuvor schon um beinahe 50 Prozent gestiegen. Das Metall ist ein wichtiger Werkstoff in der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und der Windkraft. Die vbw-Experten heben in ihrer Studie die hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien wie Windkraft, Elektromobilität, induktive Elektrizitätsübertragung und die Kohlenstoffabscheidung (CCS) hervor. Deshalb könnten Förderländer es für eine strategische Industriepolitik nutzen. Die größten Exporteure sind Chile (27 Prozent), Peru (10 Prozent) und China (neun Prozent).

Der Preis für seltene Erden sank dagegen im März um 5,6 Prozent. Sie hatten aber bereits seit Ende 2020 eine Rallye mit über 100 Prozent Steigung hinter sich. Sie werden für eine ganze Reihe zukunftsträchtiger Anwendungen gebraucht, wie etwa Katalysatoren, Lasertechnik, Elektromotoren und -generatoren, sowie Festoxid-Brennstoffzellen für die Nutzung von Wasserstoff.

Die vbw-Experten sehen die Versorgung hier als extrem kritisch, da China 58 Prozent der Weltexporte trägt.

Durch zunehmende Konflikte wegen der Politik des ostasiatischen Landes steige das Risiko, dass die Erze als Mittel der Handelspolitik eingesetzt werden. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Metallen seien seltene Erden kaum ohne Leistungseinbußen zu ersetzen, so die Studienmacher.

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