München – Die Weltbevölkerung wächst und und mit ihr der Hunger. In den kommenden 40 Jahren müssten mehr Lebensmittel als in den letzte 8000 Jahren produziert werden. Der weltweite Fleischkonsum liegt aktuell bei 339 Millionen Tonnen. Bis 2035 wird er auf 528 Millionen Tonnen ansteigen. Um eine derartige Menge an Fleisch zu produzieren, würde es eine zweite Erde benötigen. Gerade für den Futteranbau wird heutzutage beispielsweise viel Regenwald gerodet. Um dem wachsenden Fleischkonsum entgegenzuwirken, stehen pflanzliche Proteinquellen hoch im Kurs.
Besonders pflanzlicher Ei-Ersatz ist beliebt. Ein Wochenende ohne Frühstücks-Ei ist für viele undenkbar. Véronica García-Arteaga, Mitgründerin des Berliner Start-ups Bettr Egg, hat ein Ei rein auf pflanzlicher Basis entwickelt. Auf einer Veranstaltung der BayWa AG konnten Verbraucher das Ei nun zum ersten mal probieren. Das Besondere: Das Ei besteht nicht wie bisherige Produkte rein aus Pulver, sondern sieht aus wie ein gewöhnliches Hühnerei, eine Weltneuheit. Wie das Hühnerei besitzt es eine weiße, zerbrechliche Schale. Diese setzt sich aus einer Mischung aus Bioplastik und Calcium zusammen und ist biologisch abbaubar. Genau wie sein tierisches Vorbild stockt das Eiklar beim Kochen. Das Eigelb besteht ebenfalls aus Proteinen. Diese werden aus Erbsen und Ackerbohnen gewonnen. Süßkartoffeln geben dem Eigelb seine charakteristische Farbe. Im Gegensatz zum Hühnerei enthält das Bettr Egg weder Cholesterin noch Allergene und ist glutenfrei. Bereits 2022 soll es eine Rühr-eivariante des Produktes geben. 2023 soll das vegane Ei als Ganzes im Supermarkt erhältlich sein.
Stand heute gibt es noch keine Produktion, die pflanzliche Proteine in dem Maß herstellen könnte wie tierische. Das Potenzial pflanzlicher Proteinquellen ist dennoch groß und wächst stetig. Weltweit wurden 2021 fünf Milliarden US-Doller investiert – 2,5 Milliarden alleine in Europa. Die Investitionen haben sich hier seit 2020 verfünffacht. Auch Milchalternativen sind sehr beliebt und die absatzstärksten Produkte unter den pflanzlichen Ersatzprodukten. 2018 machten sie 15 Prozent des gesamten Marktes aus – in Deutschland waren es vier Prozent. 2020 wurden in der EU 1,5 Millionen Tonnen Milchersatzprodukte produziert.
Jeder Zweite verzichtet laut dem Meinungsforschungsinstitut Forsa hin und wieder bewusst auf Fleischprodukte. Fleischersatz-Produkte sind neben Milchalternativen die zweitbeliebtesten Produkte unter den pflanzlichen Proteinquellen. Sogenannte Flexitarier, Menschen die hin und wieder ganz bewusst auftierische Produkte verzichten, sie aber nicht völlig von ihrem Speiseplan streichen, machen heute den größten Teil der Kundengruppe auf dem Fleischmarkt aus. Besonders beliebt sind bei Flexitariern bekannte Produkte in einer pflanzlichen Variante wie beispielsweise Bratwürste oder Hackfleisch. Aktuell haben Fleischersatz-Produkte oft lange Zutatenlisten und sind vergleichsweise teuer. In Zukunft soll sich das ändern. Hersteller achten immer mehr darauf, Zutatenlisten kurz zu halten. Zudem wird der Faktor Nachhaltigkeit immer wichtiger. Viehaltung produziert 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Verbraucher wollen zunehmend nachhaltigere Produkte. Die Hersteller erkennen diesen Trend und setzen ihn aktiv um. Die Rügenwalder Mühle etwa legt bei ihrem veganen Hackfleisch deshalb großen Wert auf Regionalität. 100 Prozent des verwendeten Sojas stammen aus Deutschland.