Wolfsburg – Ein gutes Geschäft vor allem mit den besonders profitablen Oberklassemarken und weitere Kostenkürzungen haben den VW-Konzern zum Jahresbeginn durch die angeschlagene Autokonjunktur getragen. Die Wolfsburger verdienten im ersten Quartal trotz hoher Verkaufsrückgänge fast doppelt so viel wie Anfang 2021. Chipmangel, Ukraine-Krieg und neue Lockdowns in China belasten die Lieferketten.
Bisher stemmt sich Europas größter Autobauer erfolgreich dagegen: Das Ergebnis nach Steuern legte von Januar bis März im Jahresvergleich von 3,4 auf 6,7 Milliarden Euro zu. Aber die Kosten für Energie und Rohstoffe – und damit indirekt wohl die Autopreise – steigen weiter.
Finanzvorstand Arno Antlitz sieht wegen der enormen Inflation zusätzliche Kosten auf den Dax-Konzern zukommen. „Wie hoch diese Belastung ausfallen wird, können wir derzeit noch nicht genauer quantifizieren“, so Antlitz.
Bei Energie spiele die Verteuerung für die VW-Gruppe hingegen eine eher „untergeordnete Rolle“, sagte Antlitz. Hier versuche man, die Mehrausgaben unter anderem durch die gleichzeitig weiterlaufenden Sparprogramme aufzufangen. Außerdem setzt VW nach wie vor auf Absicherungsgeschäfte gegen allzu starke Preisschwankungen. Diese Instrumente trugen dazu bei, dass das größte deutsche Unternehmen seinen Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen aus der Dieselaffäre im ersten Jahresviertel von 4,8 auf 8,5 Milliarden Euro ausbauen konnte.
Das Preisniveau für Neu- und Gebrauchtwagen ist hoch. Dabei kommt die Verknappung des Angebots infolge der Chipkrise zum Tragen, zum anderen leiten die Hersteller die verfügbaren Halbleitermengen oft in gewinnträchtigere Oberklasseautos um. Wie stark weitere Verteuerungen auf die Endkundenpreise durchschlagen würden, lässt sich noch nicht beziffern. In Deutschland ist eine Zurückhaltung der Verbraucher spürbar: Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt nahmen die Neuzulassungen im April um mehr als ein Fünftel gegenüber dem Vorjahresmonat ab.
Damit die Kosten nicht ausufern, treibt VW auch seine bestehenden Umbau- und Einsparkonzepte voran. 2021 habe der Konzern die Fixkosten von gut 23 auf 19 Milliarden Euro gedrückt, sagte Antlitz. „Ziel ist es, das Niveau dieses Jahr zu halten.“ Im Startquartal blieb das Gesamtgeschäft weitgehend stabil: Obwohl die Gruppe gut ein Fünftel weniger Fahrzeuge auslieferte, erhöhte sich der Umsatz leicht um 0,6 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro. Eine Rolle spielte die Übernahme des US-Lkw-Bauers Navistar, der nun in den Zahlen enthalten ist.
Das Massengeschäft mit der VW-Kernmarke ist besonders von der schwierigen Lage betroffen. Der Umsatz der „Volumengruppe“, zu der auch Skoda, Seat und die leichten Nutzfahrzeuge gehören, ging von 27,4 auf 24,4 Milliarden Euro zurück. Allein betrachtet rutschte VW Pkw bei den Erlösen von 17,6 auf 14,9 Milliarden Euro ab, das Ergebnis nahm geringfügig von 490 auf 513 Millionen Euro zu. dpa