München – Seit Anfang des Jahres kostet der Handwerker-Parkausweis in München 720 anstatt 265 Euro pro Jahr. Sehr zum Ärger vieler Handwerksunternehmen aus München und dem Umland. Die Handwerkskammer für Oberbayern und München (HWK), mit rund 80 000 Mitgliedsbetrieben geht nun gegen die sprunghafte Erhöhung vor, wie Kammer-Präsident Franz Xaver Peteranderl auf der Pressekonferenz zur Konjunkturentwicklung am Freitag bekannt gab. „Wir haben ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.“ Das Gutachten stünde kurz vor dem Abschluss. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Landeshauptstadt mit ihrer Erhöhung rechtlich gesehen übertrieben hat und dies vor Gericht auch so bestätigt werden würde, ist groß“, fügte Peteranderl hinzu. Nach Abschluss des Gutachtens würde man das Gespräch mit der Stadt suchen. Die Möglichkeit einer Klage halte sich die Handwerkskammer offen.
Für einen Betrieb, der beispielsweise täglich aus dem Umland mit 150 Fahrzeugen nach München fährt, sei diese Erhöhung der Parkausweis-Gebühren enorm, sagte Peteranderl. „Wir sehen hier keine steuerungspolitische Maßnahme, sondern eher einen haushaltspolitischen Effekt“, sagte Peteranderl.
Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der HWK, ergänzte: „Ein Steuerungseffekt ist höchstens, dass Parkausweise an die Stadt zurückgegeben und Aufträge in München nicht angenommen werden.“ Die Folge: Kunden müssen länger auf einen Handwerker warten.
Eine Sorge, die alle Handwerksbetriebe betrifft, sind die steigenden Energie- und Marerial-Kosten. „Die können nicht einfach an den Kunden weitergegeben werden“, sagte Peteranderl. Zum einen würden die Angebote meist dem Kunden schon länger zu einem niedrigeren Preis vorliegen. Zum anderen sei beispielsweise im Lebensmittelhandwerk der Kundenverlust hoch, wenn in der Handwerks-Bäckerei die Produkte plötzlich viel mehr kosten. „Dann greift der Kunde sehr leicht zur Ware vom Discounter“, so Peteranderl.
Insgesamt betrug der Umsatz laut Peteranderl im oberbayerischen Handwerk im ersten Quartal 9,5 Milliarden Euro, im Vorjahresvergleich ein nominaler Anstieg von 10,5 Prozent.
Den Betrieben fehle es jedoch weiterhin an Fachkräften und Auszubildenden, sagte Geschäftsführer Hüpers. „Im bayerischen Handwerk fehlen schätzungsweise mindestens 19 000 Fachkräfte.“ Und das in einer Branche, die künftig mehr Arbeitskräfte benötigen werde. „Die Klimawende ist ohne unsere Betriebe nicht zu bewerkstelligen“, sagte Hüpers mit Blick auf den Ausbau Erneuerbarer Energien oder Sanierungsmaßnahmen.
Der Ausbildungsbereich habe in der Pandemie sehr gelitten. 23 800 junge Menschen hätten in Bayern im vergangenen Jahr im Handwerksbetrieb eine Ausbildung angefangen. „Ein Rückgang von einem Prozent gegenüber 2020 und gut sechs Prozent gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019.“ Die These, dass das Handwerk über den eigenen Bedarf ausbilde, stimme so nicht mehr. „Wir brauchen alle unsere Auszubildenden selbst, um aus ihnen die Fachkräfte von morgen zu machen“, erklärte Hüpers.