Gasspeicherung wird zum Kostentreiber

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

München – Die deutschen Gasspeicher werden im Rekordtempo gefüllt und haben bereits die 40-Prozent-Marke erreicht. Grund dafür ist das Energiespeichergesetz, das seit Ende April vorschreibt, dass die Speicher zum 1. November nahezu voll sein sollen. Damit will die Ampel-Regierung unabhängig sein von russischen Erpressungsversuchen. Die Kosten der Speicher jedoch werden im Herbst die Verbraucher zu spüren bekommen:

„Aktuell werden für Juni rund 83 Euro pro Megawattstunde Erdgas (Stand: 23.05.2022) aufgerufen. Damit verharren die Preise stabil auf sehr hohem Niveau“, erklärt Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der bayerischen Energie- und Wasserversorger (vbew).

„Das bezahlen derzeit die Händler. Wenn sie das Gas im Winter vermarkten, also etwa an die Stadtwerke verkaufen, müssen sie darauf hoffen, dass das Gas dann teurer ist als es im Frühjahr und Sommer beim Einlagern war.“ Ist das der Fall, werden es Verbraucher bei der nächsten Preiserhöhung bemerken.

Ist das Gas im Winter günstiger, zahlen die Händler drauf. „Die Kosten für die Speicherung müssen auch noch getragen werden“, sagt Fischer. „Deshalb sind letztendlich die Fernleitungsnetzbetreiber dafür verantwortlich, dass die Gasspeicher bis November zu 90 Prozent gefüllt sind“, erklärt Detlef Fischer.Istr

Die Fernnetzbetreiber beschaffen die Kontingente am freien Markt – das kostet Geld. „Laut neuem Paragraph 35e Energiewirtschaftsgesetz dürfen sie die Kosten für die Versorgungssicherheit auf die Händler im jeweiligen Marktgebiet umlegen“, erklärt Detlef Fischer.

Die nicht auf den Kosten sitzen bleiben werden: „Diese Umlage werden die Verbraucher dann im Herbst auf ihrer Heizkostenabrechnung sehen“, so der Energiewirtschafts-Experte. Wie genau die Speicherkosten verteilt werden sollen, werde derzeit noch zwischen der Bundesnetzagentur und den Gashändlern verhandelt, auch, ob Bestandskunden betroffen wären. Das Bundeswirtschaftsministerium äußert sich zurückhaltend: Das Prozedere der Gasspeicherung befinde sich noch in der Klärung. Bisher sieht es so aus, als würde die Speicher-Strategie finanziell nur einen geringen Unterschied machen: Kostet Gas an den Börsen im Mai noch rund 92 Euro, werden die Termingeschäfte noch bis März kommenden Jahres auf knapp 90 Euro pro Megawattstunde taxiert. Erst danach – wenn die Speicher leer sein werden – fallen die Preise signifikant.

Das verschärfe die Lage besonders für Verbraucher ohne Vertragsbindung: „Während im letzten Jahr ein Gaspreis von sechs bis acht Cent/kWh normal war, sind es, wenn Sie jetzt einen Vertrag neu abschließen, zwischen 15 und 20 Cent/kWh. Hinzu kommt der Grundpreis. Mit der Umlage wären es noch mal mehr“, erklärt Detlef Fischer.

Deshalb lehnt Fischer Sonderkonditionen für die Industrie ab: „Das haben wir im Stromsektor schon mehrmals erleben dürfen. Und die Folge daraus ist, dass die anderen Kunden die Vergünstigungen mit bezahlen dürfen.“

Sonderkonditionen für die Industrie?

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