Höhere Zinsen drücken Börse

von Redaktion

VON JULIA NAUE

Washington – Mit dem größten Zinsschritt seit fast 30 Jahren will die US-Notenbank die steigende Inflation bekämpfen und schürt die Angst vor einer Rezession. Die Federal Reserve (Fed) erhöht ihren Leitzins stark um 0,75 Prozentpunkte, wie sie am späten Mittwochabend bekannt gab. Fed-Chef Je- rome Powell betonte zwar, dass ein so hoher Zinsschritt „natürlich ungewöhnlich“ und nicht üblich sei. Gleichzeitig stellte er für Ende Juli eine erneute Anhebung um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte in Aussicht.

Für die Fed ist es nun ein Drahtseilakt, die steigende Inflation zu stoppen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nicht zu sehr auszubremsen. Der aktuelle Zinsschritt ist die dritte Erhöhung des Leitzinses seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie – und der erste Anstieg um 0,75 Prozentpunkte seit 1994.

Eigentlich hatten die Zentralbanker vor einigen Woche noch einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte signalisiert. Daten aus der vergangenen Woche zeigten jedoch, dass die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent gestiegen waren – dies setzte die US-Notenbank stark unter Druck. Sie überrascht eigentlich eher ungern die Märkte. Kurz vor der Fed-Sitzung wurde schließlich gar über eine Anhebung von einem Prozentpunkt spekuliert.

In Europa hat außerdem die Schweizer Zentralbank angesichts der Inflationsentwicklung erstmals seit 2015 eine Zinserhöhung angekündigt. Wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag mitteilte, steigt der Leitzins um einen halben Prozentpunkt. Er bleibt damit aber weiter im negativen Bereich und liegt nun bei minus 0,25 Prozent.

Weitere Zinserhöhungen seien nicht ausgeschlossen, um die Inflation mittelfristig zu stabilisieren, erklärte die Schweizer Zentralbank weiter. In der Schweiz ist die Inflation allerdings wegen des starken Schweizer Frankens vergleichsweise gering. Im Mai lag sie bei 2,9 Prozent. Auch die britische Notenbank straffte ihre Geldpolitik weiter und erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Dieser Schritt war allerdings erwartet worden.

Wenn die Zinssätze steigen, leihen sich Bürger sowie die Wirtschaft weniger Geld oder müssen für Kredite mehr ausgeben. Folglich nimmt das Wachstum ab, Unternehmen können höhere Preise nicht mehr einfach weitergeben. Das alles hat direkte Auswirkungen auf den Alltag der Menschen – etwa bei Kreditkartenrechnungen, Krediten und Hypotheken.

Ziel ist es, die Nachfrage im Laufe der Zeit zu senken, damit die Preise sinken und sich stabilisieren können. Die Folge:

Diese Entwicklungen schlagen sich an den Börsen nieder, die viele Jahre billiges Geld gewöhnt waren. In Frankfurt sackte der Dax in Richtung 13 000 Zähler. Zuletzt büßte er 2,85 Prozent auf 13 101 Punkte ein. Er bewegt sich auf dem tiefsten Niveau seit Anfang März. Der MDax fiel um 3,09 Prozent auf 26 924 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 2,7 Prozent abwärts. Der Schweizer SMI sackte in Zürich gar auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 ab und verlor zuletzt 2,8 Prozent. Die Nervosität bleibt hoch, zwischenzeitliche Kurserholungen wie am Mittwoch werden schnell für Verkäufe genutzt.  mit dpa und mas

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