Wie sich Knorr-Bremse und BMW trennten

von Redaktion

Münchner Industriegeschichte: Heute vor 100 Jahren schlug die Geburtsstunde der „Südbremse“

München – Heute vor 100 Jahren, am 6. Juli 1922, wurde in München Industriegeschichte geschrieben. An diesem Tag wurde die Trennung der beiden Münchner Großunternehmen, der Bayerischen Motorenwerke und der Knorr-Bremse vollzogen. Und zwar durch den Verkauf des BMW-Aktienpaketes durch den Aufsichtsrat der Knorr-Bremse AG in Berlin an den italienisch-österreichischen Investor Camillo Castiglioni.

Mit der Trennung beginnt auch die Geschichte der Süddeutschen Bremsen-AG, die nach dem Auszug von BMW auf dem heutigen Knorr-Bremse Gelände von den Berlinern als Tochtergesellschaft gegründet wurde und die die Münchner kurz „Südbremse“ nannten.

Die Geschichte der „Südbremse“ verlief wechselhaft, wie jetzt der Autor Günter Zimmermann schildert („Geschichte der Südbremse“, Edition Töpfl, 126 Seiten, 14,50 Euro). Von der Muttergesellschaft in Berlin oft alleingelassen, mussten Führungsriege und Beschäftigte ihr Schicksal selbst in Hand nehmen. Produziert wurden unter anderem Dieselmotoren, einer soll auch die Notstromversorgung für das Schwabinger Krankenhaus übernommen haben. Im Zweiten Weltkrieg wurden vor allem Bremsen für die Reichsbahn gefertigt. Infolge der Demontage und Enteignung in Berlin baute Knorr-Bremse nach dem Zweiten Weltkrieg den Standort München zum neuen Hauptsitz aus. Die Südbremse wurde zum Hauptwerk. 1985 wurden Tochter und Mutter zur neuen Knorr-Bremse AG fusioniert.

Nach der Verlagerung der Produktion an andere Standorte ist auf dem Gelände heute noch die Zentrale des Knorr-Bremse-Konzerns angesiedelt, für dessen über 60 Standorte in 25 Ländern Verwaltungs-, Forschungs- und Entwicklungsaufgaben wahrgenommen werden.

Das Firmenarchiv berichtet über viele Fakten, Zimmermann nutzt für sein Jubiläumsbuch noch andere Quellen: Die Erinnerungen ehemaliger Mitarbeiter. Zum Beispiel aus dem Lohnbüro, wo 1923 die Inflation für Turbulenzen sorgte – und weil es kein Kleingeld gab, zehn Mann einen Schein über eine Milliarde Reichsmark bekamen. Mangels Wechselmöglichkeit blieb den Männern nur eine Lösung: Das Geld wurde gemeinsam im Wirtshaus in Bier umgesetzt. wdp

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