Neue Gas-Sparpläne: „Keine Entwarnung“

von Redaktion

Berlin – Nach Beendigung der Wartungsarbeiten fließt seit Donnerstagmorgen wieder Gas durch die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 1. Die Liefermengen lagen geringfügig über dem Niveau vor Beginn der Arbeiten am 11. Juli (siehe Grafik). Für Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW), ist das kein Grund zur Entwarnung: „Das wird nicht das letzte Spiel von Putin gewesen sein: Er will uns manipulieren. Gefallen wir ihm, gibt es mehr Gas, sonst halt nicht oder gar keines mehr. Die Lieferungen sind deshalb absolut kein Grund zur Entwarnung.“

Denn die Pipeline könnte mehr als doppelt so viel Gas transportieren: „Mit der aktuellen Menge bräuchte es noch 140 Tage, um die restlichen rund 40 Prozent unserer Gasspeicher zu füllen. Das schaffen wir bis zur Heizsaison nicht, wir bräuchten mehr“, sagte Fischer. Um die Speicher zu füllen, müsse der Verbrauch gesenkt werden: „In Bayern wird niemand erfrieren müssen – aber wir müssen jetzt sparen, wo wir nur können.“

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will mit einem neuen Paket zum Energiesparen die Gasspeicher voller bekommen. Aktuell liegt der Gesamtspeicherstand laut Bundesnetzagentur bei 65,1 Prozent. Die Vorgaben für die Füllstände sollen nun noch einmal verschärft werden. Für den 1. September soll ein neues Zwischenziel von 75 Prozent eingefügt werden. Zum 1. Oktober sollen die Speicher statt bisher zu 80 Prozent zu 85 Prozent und am 1. November statt zu 90 mit 95 Prozent gefüllt sein.

Daneben geht es um weitere Einsparungen von Gas. Deswegen soll zum 1. Oktober die Braunkohlereserve aktiviert werden, bisher ist dies nur für die Steinkohlereserve der Fall. Ziel ist es, bei der Stromerzeugung Gaskraftwerke zu ersetzen.

Damit der Gasverbrauch in Betrieben, Bürogebäuden und privaten Haushalten sinkt, sind neue Regelungen auf der Grundlage des geänderten Energiesicherungsgesetzes geplant. So sei es sinnvoll, Räume, in denen man sich nicht regelmäßig aufhält, nicht mehr zu heizen – außer es gebe dafür sicherheitstechnische Anforderungen. Für öffentliche Einrichtungen und Bürogebäude solle das in Verordnungen geregelt werden. Zudem will das Ministerium mit den Sozialpartnern über weitere Einsparmöglichkeiten im Arbeits- und Betriebsbereich sprechen. Habeck brachte dazu ein verstärktes Arbeiten im Homeoffice ins Gespräch.

Mieter sollen mehr Spielraum bekommen, Energie einzusparen. Derzeit gibt es laut Ministerium vertragliche Verpflichtungen, eine Mindesttemperatur in gemieteten Räumen aufrechtzuerhalten. Diese Pflichten sollen vorübergehend ausgesetzt werden. Eigentümer von Gasheizungen sollen einen Heizungscheck machen müssen. Verbindlich werden soll zudem ein hydraulischer Abgleich, damit Heizwasser optimal verteilt wird. Für Gebäude mit zentraler Wärmeversorgung soll der Austausch „ineffizienter, ungesteuerter Heizungspumpen“ verbindlich werden, dies seien große Energiefresser. mas/dpa

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