Sparkassen: Trotz höherer Zinsen schlechte Zeiten für Sparer

von Redaktion

München – Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht die Zinsen und die Sparkassen werden ihren Kunden zunächst die Verwahrentgelte streichen und in naher Zukunft wohl auch wieder kleine Zinsen bieten. Trotzdem haben sich wegen der hohen Inflation die Bedingungen für Sparer verschlechtert. „Nullzins und ein bis zwei Prozent Inflation waren für die Kunden sogar vorteilhafter als acht Prozent Inflation und ein Prozent Zins“, sagte Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz seines Verbandes. Für einige Kunden werde es wegen der hohen Inflation fast unmöglich, überhaupt Geld auf die Seite zu legen, so Reuter. Das werde sich auch auf die Altersvorsorge auswirken. Mit steigenden Lebenshaltungskosten müsste mancher Kunde womöglich sogar seine Finanzreserven angreifen.

Noch sei davon aber wenig zu spüren. Zwar sank der Einlagenbestand der Kunden bei den 61 bayerischen Sparkassen im ersten Halbjahr 2022 zwar erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder, das aber nur minimal um ein Prozent. Demgegenüber wuchs der Kreditbestand, zudem lief das Immobiliengeschäft noch immer auf Hochtouren. Allein für den privaten Wohnungsbau sagten Bayerns Sparkassen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 ganze 7,7 Milliarden Euro an neuen Darlehen zu, rund 600 Millionen mehr als im ersten Halbjahr 2021. Viele Kunden sicherten sich hier offenbar noch relativ günstige Zinsen.

Auf das gute erste Halbjahr dürften jedoch härtere Zeiten Folgen. Die Sparkassen sorgen sich über eine drohende Wirtschaftskrise und halten Pleiten und Kreditausfälle wieder für denkbar. Wegen der sich verschlechternden Konditionen für Kredite – die Kehrseite der Zinswende –, dürften auch weniger Darlehen nachgefragt werden. Die Bauzinsen haben sich seit Januar verdreifacht. So einen Anstieg habe man noch nie erlebt, so der Verband. „So mancher Immobilientraum ist jetzt nicht mehr realisierbar.“ Vor allem für junge Familien werde der Erwerb eines Eigenheims schwerer.

Auch der Ukraine-Krieg hat Spuren in der Bilanz hinterlassen. Die Bestandskunden hat er bisher zwar noch nicht in große Finanzprobleme gestürzt, dafür hat er viele Neukunden gebracht: Bis Juli haben Bayerns Sparkassen über 38 000 Girokonten für ukrainische Kriegsflüchtlinge eröffnet. ANDREAS HÖSS

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