Donauwörth – Vor wenigen Jahren wäre das noch unvorstellbar gewesen: Der größte bayerische Standort der Luftfahrtindustrie, das Werk von Airbus Helicopters in Donauwörth, wird erweitert – und der größte Teil der zum ersten Spatenstich angekündigten Politiker sind von den Grünen. Immerhin handelt es sich beim Testzentrum für den City Airbus auch um ein Ökoprojekt. Auf 1000 Quadratmeter sollen darin ab 2023 die Systeme für elektrische Luftfahrzeuge getestet werden, und am Ende auch der geplante City Airbus selbst. Sämtliche Tests, die vor dem Erstflug durchgeführt werden müssen, können dort stattfinden, erklärte das Unternehmen.
Das 120 Kilometer pro Stunde schnelle Luftgerät soll dann emissionsfrei im städtischen Raum Distanzen bis 80 Kilometern bewältigen und auf lange Sicht auch autonom fliegen. „Es geht um die Verwirklichung einer nachhaltigen und emissionsfreien Luftfahrt“, formulierte Wolfgang Schoder, Chef von Airbus Helicopters Deutschland. Und dabei geht es dem Unternehmen nicht nur um das geplante fliegende Taxi. „Das Know-how, das wir hier erarbeiten, dient auch für andere Flugzeuge“, so Schoder. „Uns geht es darum neue Technologien zu erarbeiten.“
„Es braucht Mut da voranzugehen“, erwiderte Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. „Die Testinfrastruktur zeigt, dass Sie es ernst meinen.“ Es gehe um Decarbonisierung und die Zukunft des Fliegens.
Das frühe Bekenntnis aus Donauwörth zum elektrischen Fliegen hat den Grünen sicher eine Brücke gebaut. Und auch dass Airbus Helicopters Geld mit Rüstungsprojekten verdient, ist seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine kein echter Makel mehr für die einst streng pazifistische Partei. Manche frühere Gewissheiten wurden durch den Lauf der Ereignisse zertrümmert.
Nur eine nicht: Die Vertreter der Ökopartei reisten mit der Bahn an. Neben Anna Christmann die Grüne Landesvorsitzende Eva Lettenbauer, Fraktionschefin Katharina Schulze und die Landtagsabgeordnete Stephanie Schuhknecht. Ein großer Umweg war das nicht. Immerhin wurden am heutigen Airbus-Standort nahe beim Bahnhof Donauwörth früher einmal Eisenbahnwaggons gebaut.
Katharina Schulze outete sich als früher Fan der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Als Kind wollte ich Astronautin werden“, bekannte die Grüne Fraktionschefin. Angesichts so viel neuer Begeisterung für eine in der Umweltbewegung einmal verpönte Industrie, standen andere wichtige Wegbereiter des Projekts ein bisschen im Schatten.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl, ein City-Airbus-Unterstützer der ersten Stunde, erinnerte daran, dass es nicht nur um ein Fluggerät geht. Entscheidende Voraussetzung fürs autonome Fliegen sei ein ganzes Ökosystem, vor allem die Integration in den Luftraum. „Die Sache schien lange Zeit so weit weg“, sagte er. Anfangs seien er und Schoder wegen ihrer Ideen belächelt worden. Das sei jetzt, wo es ernst werde, vorbei. Wiederspruch vonseiten der Grünen muss er da wohl nicht mehr fürchten. MARTIN PREM