Weniger Schließfächer: Es gibt Alternativen

von Redaktion

VON GERD HÜBNER

München – In unsicheren Zeiten suchen viele Menschen nach Sicherheit. Und derzeit gibt es so viele Unsicherheitsfaktoren wie selten. Hohe Inflationsraten, die aggressive Zinswende durch die Notenbanken, Lieferkettenprobleme, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und Rezessionssorgen. „Um das angelegte Geld in Krisenzeiten zu schützen, raten wir Anlegern in der Tat, einen gewissen Teil des Portfolios, auch bis zu 20 Prozent, in Gold anzulegen“, sagt Rolf Ehlhardt von der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung. Genau das scheinen viele derzeit auch zu tun.

So kauften europäische Privatanleger nach Angaben des World Gold Council (WGC) im ersten Quartal dieses Jahres rund 78 Tonnen Gold – der höchste Quartalswert seit zehn Jahren. Allein 47 Tonnen davon gingen nach Deutschland. Damit stellt sich aber auch die Frage, wo man Gold und andere wertvolle Gegenstände oder wichtige Unterlagen sicher aufbewahren kann.

Eine Möglichkeit ist zwar die Anschaffung eines Tresors für die eigenen vier Wände. Allerdings sollte man sich das, vor allem wenn es um größere Vermögenswerte geht, gut überlegen. So kam es laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr zu rund 90 000 Diebstahlsdelikten in Wohnungen und es gab 54 000 Wohnungseinbrüche. „Außerdem gilt es zu bedenken, dass Einbrecher ein gewisses Gewaltpotenzial mitbringen können“, meint Ehlhardt. „Deshalb kann die Aufbewahrung wertvoller Dinge zuhause mit Risiken verbunden sein.“

Die Alternative ist zwar die Anmietung eines Bankschließfachs. Allerdings gibt es hier eine anderes Problem: Auch wenn genaue Zahlen fehlen, es scheint immer weniger Schließfächer in Deutschland zu geben. „Das ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass die Banken immer mehr Filialen schließen und es deshalb immer weniger Schließfächer gibt“, erklärt Ehlhardt. So gab es laut dem Bankenverband 2004 noch etwa 35 760 Bankfilialen in Deutschland, 2020 waren es noch 24 100 – ein Rückgang um 33 Prozent. Bis 2030 sollen es laut der Strategieberatung Oliver Wyman nur noch 15 800 Filialen sein, womit die Zahl der Schließfächer weiter sinken dürfte.

In diese Lücke stoßen alternative Schließfachanbieter wie die Firmen Asservato oder Trisor. Doch worauf gilt es bei solchen Anbietern zu achten? „Ich rate auf jeden Fall dazu, im Internet gründlich zu recherchieren und zu schauen, wie groß so ein Unternehmen ist, wie viele Standorte es bereits hat und sich das auch vor Ort anzusehen“, rät Philipp Rehberg von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Und natürlich ist der Punkt Sicherheit besonders wichtig.“ So sollten der Tresorraum und die Schließfächer höchsten Sicherheitsstandards genügen.

Bei der Firma Trisor, die mit Berlin und München bereits über zwei Standorte verfügt und 60 weitere Zweigstellen plant, zehn davon bis Ende des kommenden Jahres, sorgt eine Drei-Faktoren-Authentifizierung dafür, dass keine Unbefugten Zugang zu den Wertschließfächern bekommen. „Zudem sind unsere Tresore zertifiziert und wir haben rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche einen externen Sicherheitsdienst vor Ort“, erläutert Justus Westerburg, Geschäftsführer von Trisor.

Ein weiteres Thema, und das gilt für Schließfächer aller Art, ist der Versicherungsschutz. „In der Gebühr, die in der Basisvariante bei Bankschließfächern meist bei 50 bis 70 Euro pro Jahr liegt, ist in der Regel ein Versicherungsschutz für einen Wert von bis zu 5000 Euro inbegriffen“, erklärt Ehlhardt. „Wer Gegenstände in höherem Gegenwert im Schließfach lagert, sollte dies der Bank mitteilen, da dann eine Nachversicherung notwendig ist.“ Tut jemand dies nicht, dann ist sein dort gelagertes Vermögen – zum Beispiel bei einem Raub – nur bis zur Summe von 5000 Euro versichert. „Allerdings kann es sein, dass der Schließfachkunde im Ernstfall nachweisen muss, dass Gegenstände im entsprechenden Gegenwert auch tatsächlich einlagert wurden“, sagt Rehberg. „Und was viele auch nicht wissen, ist, dass in der Hausratversicherung häufig eine Außenversicherung inbegriffen ist, die dann auch für Wertgegenstände gilt, die in externen Schließfächern verwahrt werden.“ Dies betrifft dann aber alle Schließfachanbietern, egal ob Bank oder die alternativen Schließfachfirmen.

Klar ist, dass sich die alternativen Anbieter ihren zusätzlichen Service, insbesondere die permanente Zugänglichkeit des eigenen Schließfachs, auch etwas kosten lassen. Dort liegen die kleinsten Fächer bei 20 bis 25 Euro pro Monat. Wer allerdings das Risiko der Aufbewahrung zuhause nicht tragen möchte und entweder kein Bankschließfach mehr bekommt oder ein Plus an Service möchte, muss eben etwas tiefer in die Tasche greifen.

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