BMW verkauft weniger Autos, verdient aber mehr Geld

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

München – „Ohne Lieferengpässe hätten wir mehr verkaufen können“. So brachte es BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch bei einem Pressetermin zur Halbjahresbilanz auf den Punkt. Trotz prall gefüllter Auftragsbücher setzte der Münchner Autobauer von Januar bis Juli 1 160 094 Fahrzeuge ab, im Vorjahreszeitraum waren es mit 1 339 047 fast 14 Prozent mehr gewesen. Der Grund für die geringere Produktion: Lockdowns in China, der Ukraine-Krieg und fehlende Halbleiter und andere Vorprodukte.

Trotzdem verdiente BMW viel Geld. Weil vor allem teure Modelle und bei Kunden sehr gefragte E-Autos produziert und Preise kräftig angehoben wurden, wuchs der Umsatz um 19 Prozent auf 65,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern lag sogar bei 16,2 Milliarden Euro – 66 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und ein Rekord.

Das Geschäft läuft aber nicht ganz so gut, wie es auf den ersten Blick scheint: In den Rekordgewinn floss mit ein, dass die BMW-Anteile am chinesischen Joint Venture BBA höher bewertet werden. Ohne diesen Sondereffekt wäre der Gewinn 7,7 Milliarden Euro niedriger ausgefallen. Auch höhere Preise für Rohstoffe und Energie machten sich negativ bemerkbar, was wohl so bleiben wird. Und in den vergangenen drei Monaten lag das Verkaufsminus sogar bei 20 Prozent.

Für das zweite Halbjahr warnte BMW-Chef Zipse vor noch mehr „wirtschaftlichem Gegenwind“. Wie die gesamte Industrie prüft auch der Autobauer, wie man Gas einsparen kann. Bei einem Lieferstopp würde die Produktion aber schnell stillstehen. Außerdem hinterlassen hohe Inflation und steigende Zinsen erste Bremsspuren. Noch hat BMW Aufträge für mehrere Monate, die Neubestellungen werden jedoch vor allem in Europa weniger.

Leichte Entspannung erwarten die Münchner dagegen beim Materialmangel. Während Audi wegen drohender Lieferengpässe die Kurzarbeit verlängerte, ist man bei BMW zuversichtlicher: Das Absatzziel von 2,5 Millionen Autos ist wegen dem schwachen ersten Halbjahr zwar nicht mehr in Reichweite, im zweiten Halbjahr will BMW aber wieder deutlich mehr Autos bauen. Kurzarbeit sei jedenfalls momentan kein Thema, versicherte der BMW-Vorstand.

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