Das E-Bike der Zukunft – made in München

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

München – Lautlos gleitet Dimitrios Bachadakis über den Radweg. Zwar sind E-Bikes ein gewohnter Anblick geworden, doch das Gefährt des 48-Jährigen sticht nicht nur wegen seines auffälligen Musters ins Auge: Mit dem tiefen Schwerpunkt, der stämmigen Bauweise und dem verstärkten Gepäckträger wirkt es wie gemacht für den Transport von Waren. „Jedes Pedelec kann mit Fahrer 160 Kilo tragen. Dafür gibt es diverse Gepäcklösungen und einen adaptierbaren Gepäckträger“, erklärt Bachadakis, der Geschäftsführer der jungen Firma Mocci ist. Zusätzlich wird es noch einen Hänger geben.

Denn die Mocci-Pedelecs sollen Menschen und Lasten effizient und sicher transportieren: „Unsere Zielgruppe sind professionelle und gewerbliche Nutzer: Wir haben für unsere Testreihe unter anderem die l´Osteria, Baywa, Schaeffler und die Caritas im Boot“, so Bachadakis. Denn die Blechlawinen im Stadtverkehr machen nicht nur Pendlern das Leben schwer. „Der Markt wächst vor allem im Dienstleistungsbereich rasant. Lieferdienste, Hausmeister, Pflegekräfte: Sie alle können sich mit einem Pedelec viel effizienter in der Stadt bewegen“, so der Mocci-Geschäftsführer.

Den Vorteil sieht er in der leichten Anwendbarkeit: Rechtlich gilt das Fahrad als Pedelec. „Das heißt: Der Antrieb unterstützt bis 25 km/h, man darf Fahrradwege nutzen, braucht keinen Führerschein oder Versicherung“, erklärt Bachadakis. So kann das Rad seinen größten Trumpf ausspielen: „Das besondere ist der digitale Antrieb: Wir haben nur noch einen Tretgenerator, der die Muskelkraft in Strom übersetzt, der wiederum über ein Kabel an den Antrieb Motor weitergegeben wird“, erklärt Mocci-Gründer Bachadakis. „Dadurch haben wir keine Verschleißteile wie Ketten oder Riemen mehr.“

Durch den digitalen Antrieb und die Vernetzung der Pedelecs können Entwickler von Mocci auch Sonderwünsche erfüllen: „Es gibt die Möglichkeit einer Systemsteuerung: Man könnte etwa via Geofencing festlegen, dass das Fahrrad in einer Fußgängerzone nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren kann. Aber das liegt ganz im Ermessen des Kunden“, erklärt Bachadakis. Denn durch GPS-Technik kann der Standort der Räder ausgelesen und bestimmte Zonen festgelegt werden.

Dazu kommt die besondere Bauweise des Pedelecs: „Es besteht aus einem sehr bruchsicheren Hochleistungskunststoff und ist vollständig recycelbar“, erklärt der Mocci-Chef. „Der Rahmen, die Speichen und die sieben Schalen werden jeweils an einem Stück hergestellt.“ Dadurch seien die Komponenten sehr robust, häufige Mängel wie Speichenbrüche fielen weg. Außerdem erlaubt die Bauweise eine sehr schnelle und effiziente Produktion: „Die Teile für ein Pedelec können wir in drei Minuten spritzgießen“, sagt Bachadakis.

Während die Entwicklung in München stattfindet, werden die Teile in Baden-Württemberg gegossen und im Erzgebirge montiert. Die einfache Fertigung macht die Räder marktfähig. Je nach Ausstattung kostet eines zwischen 4500 und 5000 Euro. „Hinzu kommen geringe Wartungskosten – kein Vergleich zu anderen Pedelecs, wo etwa häufig die Speichen brechen oder die Kette Probleme macht“, verspricht Bachadakis.

Die ersten Anwender gibt es im Herbst: „Ab September liefern wir 100 Stück für die Pilotphase an unsere Partner aus“, erklärt der Geschäftsführer. Danach soll es steiles Wachstum geben: „Kommendes Jahr wollen wir Tausende Mocci’s“. Dabei soll Europa nur der Anfang sein: „Beginnen werden wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir planen aber auch ein globales Wachstum.“ Bachadakis glaubt, die Herstellung leicht in andere Regionen übertragen zu können: „Unser Vorteil ist, dass wir die Plattform entwickelt haben. Sprich: Wenn wir in den USA für den lokalen Markt produzieren, können wir etwa Akkus von einem amerikanischen Hersteller beziehen.“

Noch während das Pedelec anläuft, denkt Bachadakis bereits an einen Nachfolger: „Der nächste Schritt ist ein Dreirad, basierend auf derselben Plattform. Das ist für Logistiker ein sehr gefragtes Konzept. Damit werden wir in etwa zwei Jahren starten.“

Und der umkämpfte Privatkundenmarkt? „Bisher ist unser Pedelec wegen seiner Robustheit vor allem für professionelle Nutzer interessant. Mit der Zeit werden wir aber auch Produkte für Privatkunden anbieten können, weil immer mehr Menschen ein E-Bike als Transportmittel für Güter begreifen“, hofft der Chef des Startups.

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