Streit um TÜV-Papier zu Atomkraftwerken

von Redaktion

München/Berlin – Der Bund und Bayern streiten um die Bewertung einer TÜV-Analyse zum Betrieb zweier Atommeiler im Freistaat. Das Bundesumweltministerium übt harsche Kritik an der Methodik des Papiers und erklärt, dies sei „kein Gutachten“. Ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums wies die Vorwürfe am Samstag zurück und bezeichnete den TÜV Süd als einen „der renommiertesten und mit Fragen der Kernkraft am besten vertrauten Experten“.

Eigentlich ist vorgesehen, dass die verbliebenen Meiler Isar 2 in Niederbayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg zum Jahresende außer Betrieb gehen. Der TÜV Süd hatte in seinem Papier vom April geschrieben, dass er keine sicherheitstechnischen Bedenken gegen einen Weiterbetrieb von Isar 2 über 2022 hinaus habe. Auch eine Wiederinbetriebnahme des Ende 2021 abgeschalteten Blocks C im bayerischen Gundremmingen sei „aus technischer Sicht möglich“.

Industriepräsident Siegfried Russwurm mahnte derweil Vorkehrungen für einen möglicherweise über das Jahresende hinaus verlängerten Betrieb an – selbst wenn der dann vielleicht gar nicht nötig sei. Für den Chef des Energiekonzerns Eon, der Isar 2 betreibt, ist eine Weiternutzung „erst einmal erledigt“. Darüber habe man im März nochmals mit der Regierung diskutiert, die sich dagegen entschieden habe, sagte Leonhard Birnbaum der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Nun seien die Ergebnisse des laufenden Stresstests im Strommarkt abzuwarten. Die Politik müsse dann entscheiden. Wenn sie auf dieser Basis zu einer Neubewertung komme, „würden wir sehr ernsthaft versuchen, den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks zu ermöglichen“. Zur Frage, ob Eon-Atommeiler, die bereits vom Netz gegangen sind, wieder in Betrieb genommen werden könnten, sagte Birnbaum: „Für diese Anlagen sind die Betriebsgenehmigungen erloschen, und das ist nicht durch einen Federstrich heilbar.“  dpa

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