München – Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken haben im ersten Halbjahr noch gute Geschäfte gemacht. Die Bilanzsumme der Genossenschaftsbanken wuchs in den ersten sechs Monaten um 1,9 Prozent auf 204,8 Milliarden Euro, das Kreditwachstum lag sogar bei 4,4 Prozent auf 132,5 Milliarden Euro. Dass die Zeiten schwieriger werden, zeigten hingegen die Kundeneinlagen. Bei Privatkunden wuchsen sie nur noch um 0,2 Prozent, hier mache sich die gestiegene Inflation bemerkbar. Bei Firmenkunden gingen sie sogar um 0,5 Prozent zurück. Spannend: Trotz Kursrückgängen an den Kapitalmärkten zahlen die Kunden bisher weiter konsequent in ihre Wertpapiersparpläne ein. „Viele Anleger haben mehr Erfahrung in Wertpapieranlagen gesammelt und sind auch bereit, bei Kursrückgängen durchzuhalten“, sagte Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in München.
Der Ausblick auf das zweite Halbjahr fällt dagegen weniger optimistisch aus. Hier gebe es mit der hohe Inflation, dem Materialmangel, den Lieferkettenproblemen, der Energiekrise, einer drohenden Konjunkturschwäche und der Zinswende sehr viele Unwägbarkeiten. Die Banken selbst spürt das vor allem bei den Immobilienkrediten, die rund 70 Prozent ihres Kreditvolumens ausmachen. „Die Nachfrage nach Immobilienkrediten schwächt sich bereits ab, denn manche Bauprojekte oder private Bauvorhaben werden angesichts steigender Preise und Zinsen schwer zu finanzieren sein“, so Verbandschef Scheller.
Dass Banken seit Kurzem höhere Kapitalpuffer für Kredite vorhalten müssen, findet Scheller kontraproduktiv. Es würde den Bau der vom Bund geplanten 400 000 neuen Wohnung, aber auch von Windrädern oder Solaranlagen für die Energiewende erschweren. Der Mehrbedarf an Kernkapital für entsprechende würde alleine bei den Genossenschaftsbanken auf 1,2 Milliarden Euro belaufen. „Das wird dafür sorgen, dass Institute weniger Kredite zur Verfügung stellen oder es würde Kredite zusätzlich verteuern“, sagte Scheller. „Das wäre genau das Gegenteil dessen, was aktuell notwendig wäre.“
ANDREAS HÖSS