Lufthansa stellt Piloten zufrieden

von Redaktion

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Am Ende bedurfte es offenbar einer weiteren Streikandrohung durch die Pilotenvereinigung Cockpit VC. Am frühen Dienstagnachmittag einigten sich Lufthansa und VC auf einen neuen Tarifvertrag, nachdem beide Seiten Zugeständnisse gemacht hatten. Zuvor hatte VC für Mittwoch und Donnerstag bei Lufthansa und für Mittwoch bis Freitag bei Lufthansa Cargo den zweiten Streik innerhalb von einer Woche angekündigt. Der ist jetzt vom Tisch.

Beide Seiten begrüßten die Verständigung. VC Cockpit sprach von einer Teillösung. Ein umfängliches Paket sei vereinbart worden und harre der Ausgestaltung in den kommenden Tagen. In konstruktiven Gesprächen mit VC habe man ein Lösung erreichen können, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Die Einigung sei eine gute Nachricht für Kundinnen und Kunden. „Unsere Flüge finden in den nächsten Tagen wie geplant statt.“

Details über die Einigung und Teillösung nannten beide Seiten nicht. Man werde jetzt weiter sprechen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Erst einmal sei es darum gegangen, einen erneuten Streik der Pilotinnen und Piloten zu verhindern. Auch Michael Gröls, Tarifvorstand der Pilotenvereinigung, nannte keine Details.

VC hatte zunächst unter anderem eine Tariferhöhung rückwirkend zum 1. Juli um 5,5 Prozent, ab Januar 2023 einen automatischen Inflationsausgleich plus Zuschlag von einem Prozent, verbesserte Regelungen für Krankheit und Urlaub, keine Deckelung der variablen Vergütung und ein monatliches durchschnittliches Mindestgehalt für Pilotinnen und Piloten von 12 650 Euro gefordert. Schon am Freitag hatte VC die zentralen Forderungen revidiert und verlangt eine Erhöhung um 5,5 Prozent in diesem Jahr und ab 2023 zusätzlich eine jährliche Anhebung um 8,2 Prozent. Von einem automatischen Inflationsausgleich war keine Rede mehr.

Lufthansa zufolge hätten die ursprünglichen Forderungen von VC die Personalkosten für die Cockpit-Besatzungen bei Lufthansa und Lufthansa Cargo in den nächsten beiden Jahren um rund 40 Prozent oder 900 Millionen Euro pro Jahr erhöht. Die Lufthansa selbst hatte bis dahin ein Angebot mit einer Laufzeit von 18 Monaten mit einer Erhöhung der Grundvergütung in zwei Stufen um 500 Euro pro Monat zum 1. September 2022 und um weitere 400 Euro zum April 2023 vorgeschlagen. Dabei sollten vor allem die jungen Pilotinnen und Piloten profitieren. Deren Gehälter würden über die Laufzeit um 18 Prozent steigen, die einer erfahrenen langjährigen Pilotin oder eines Piloten dagegen um fünf Prozent.

Die Einstiegsgehälter bei Lufthansa liegen derzeit bei rund 69 000 Euro pro Jahr, in der Spitze sind es bei einem Cockpit-Chef 275 000 Euro. Allerdings kündigte die Lufthansa am Dienstagmorgen an, VC ein verbessertes Angebot vorzulegen. Wie das ausgesehen hat, blieb allerdings offen.

Die Lage hatte sich in der Nacht zum Dienstag zugespitzt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Montagabend beim sommerlichen Treffen in der Lufthansa-Zentrale geulkt, man habe in der vergangenen Woche einiges geboten und unter anderem mit einem Lächeln auf den Piloten-Streik am vergangenen Freitag verwiesen. Wenige Stunden später dürfte ihm das Scherzen vergangen sein. Um Mitternacht teilte VC mit, die rund 5000 Piloten von Lufthansa wollten am Mittwoch und am Donnerstag diesmal sogar für zwei Tage die Arbeit niederlegen, die der Frachttochter Lufthansa Cargo sogar für drei Tage bis einschließlich Freitag bis Mitternacht.

Erst am vergangenen Freitag hatten die Piloten gestreikt. 800 Flüge waren ausgefallen, 130 000 Passagiere waren betroffen. Lufthansa kostete der Ausstand schätzungsweise rund 30 Millionen Euro.

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