Berlin – Die hohen Energiepreise machen der deutschen Autoindustrie zu schaffen. Weil Strom und Gas in Deutschland immer teurer werden, denken erste Autozulieferer darüber nach, dem Produktionsstandort den Rücken zu kehren. Das zeigt eine Umfrage des Automobilverbandes VDA. Demnach gaben 22 Prozent der befragten Unternehmen an, Investitionen ins Ausland verlagern zu wollen. Demgegenüber haben nur drei Prozent die Absicht, in Deutschland künftig mehr zu investieren. Über die Hälfte will geplante Investitionen streichen oder verschieben. Befragt wurden über 100 Autozulieferer und Hersteller von Bussen, Anhängern und Aufbauten, darunter viele Mittelständler, aber auch Großkonzerne.
„Dem automobilen Mittelstand steht gerade das Wasser bis zum Hals“, sagt Arndt Kirchhoff vom Autozulieferer Kirchhoff, der zugleich VDA-Vizepräsident ist. „Die Unternehmen brauchen jetzt dringend schnelle und unbürokratische Hilfe, sonst werden bald bei vielen Mittelständlern die Lichter ausgehen.“ Die von Minister Robert Habeck (Grüne) geplante Ausweitung des Energiekostendämpfungsprogramms auf kleinere Unternehmen sei richtig. Man dürfe aber nicht nur sehr energieintensive Firmen in das Programm einbeziehen, wenn ein Riss der Lieferketten verhindert werden soll, so der VDA. Der Verband fordert zudem eine Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum.
Der Strompreis für die Industrie hat sich nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft seit Jahresende trotz Absenkung der EEG-Umlage fast verdoppelt. In der Autobranche sind die Energiekosten laut Umfrage für mehr als jeden zweiten Zulieferer um mindestens 50 Prozent gestiegen, bei vier von zehn Firmen haben sie sich verdoppelt. Fast alle Befragten bezeichnen die Preisexplosion als Belastung. Jedes zehnte Unternehmen erhält derzeit sogar gar keinen Anschlussvertrag für Strom und Gaslieferungen mehr. ANDREAS HÖSS