Frankfurt – Viel schneller als erwartet und als notwendig hat der Bund seine Beteiligung und sein Aktienpaket an der Lufthansa wieder abgestoßen. Und dies mit einem ansehnlichen Gewinn von 760 Millionen Euro für den Steuerzahler. Der Staat hatte über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zuletzt noch 6,2 Prozent der Lufthansa-Aktien gehalten. Ursprünglich waren es 20 Prozent.
Die Aktien waren Teil des insgesamt fast neun Milliarden Euro schweren Rettungspakets, mit dem die Lufthansa im Frühsommer 2020 nach dem vollständigen Stillstand des Welt-Luftverkehrs durch die Corona-Pandemie vor der Pleite gerettet wurde. 5,7 Milliarden Euro waren auf stille Beteiligungen entfallen, gut 300 Millionen auf die Aktien und weitere drei Milliarden Euro auf eine Kreditline der staatlichen Förderbank KfW. Die Einlagen des Bundes und den KfW-Kredit hat die Lufthansa bereits 2021 zurückgezahlt.
Am Dienstag hatte es noch geheißen, der WSF wolle nur einen weiteren Teil des Aktienpakets verkaufen. Am späten Abend dann teilte WSF-Geschäftsführerin Jutta Dönges mit, dass alle Aktien an internationale Investoren abgegeben worden seien. „Die Stabilisierung der Lufthansa ist erfolgreich abgeschlossen“, so Dönges. „Die für den WSF erzielten Erlöse aus der Veräußerung der Aktienbeteiligung von 1,07 Milliarden Euro übersteigen den für den Erwerb der Aktien eingesetzten Betrag von 306 Millionen Euro mit 760 Millionen Euro deutlich.“ Das sei eine erfreuliche Bilanz. „Das Unternehmen liegt jetzt wieder in privaten Händen.“ Eigentlich hätte der WSF laut Rahmenvereinbarung mit der Lufthansa noch bis Oktober 2023 Zeit gehabt, sich von den Aktien zu trennen.
Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der immer einen schnellen Ausstieg des Staates anstrebt hatte, reagierte am Mittwoch höchst erfreut. Er bedanke sich im Namen aller Beschäftigten der Lufthansa bei der aktuellen und der vorherigen Bundesregierung und allen Steuerzahlern für die Unterstützung der Lufthansa in der schwersten finanziellen Krise ihrer Geschichte. „Die Stabilisierung der Lufthansa war erfolgreich und sie zahlt sich auch finanziell für die Bundesregierung aus.“ Sie finde ein Jahr früher als erwartet ihren Abschluss. „Lufthansa ist wieder vollständig in privater Hand.“ Damit entfielen auch sämtliche Auflagen für die Stabilisierungsmaßnahmen, unter anderem das Verbot von Zinszahlungen auf Anleihen aus dem Jahr 2015. Die waren ausgesetzt worden und sollen jetzt nachgezahlt und wieder aufgenommen werden.
Insgesamt ging es zuletzt um 74,4 Millionen Aktien, die noch im Besitz des WSF waren. Letztlich wurden sie Finanzkreisen zufolge zu einem Kurs von 6,32 Euro verkauft. Bezahlt hatte der WSF im Frühsommer 2020 je Aktie nur 2,56 Euro. Die Aktie wurde an der Börse am Mittwochmittag zu einem Kurs von rund 6,10 Euro gehandelt. Ihr Jahreshoch hatte die im MDax notierte Lufthansa-Aktie Mitte Februar mit knapp 7,90 Euro erreicht. Mit Abstand größter Aktionär der Lufthansa ist jetzt der Hamburger Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Der Milliardär hatte seinen Aktienanteil zuletzt auf 17,5 Prozent aufgestockt.
Der Bund war im Frühsommer 2020 rund 23 Jahren nach der Privatisierung der Lufthansa wegen der drohenden Pleite über den WSF wieder bei der Airline eingestiegen. Er gewährte eine stille Einlage in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. Dazu kam eine Wandelanleihe über eine Milliarde Euro. Die Förderbank KfW steuerte einen Kredit über drei Milliarden Euro bei. Und schließlich kaufte der Bund Aktien für je 2,56 Euro und erwarb 20 Prozent der Lufthansa-Aktien. Lufthansa hatte wegen der Corona-Pandemie fast alle ihrer knapp 800 Flugzeuge abstellen müssen, 138 000 Beschäftigten war mit einem Mal die Arbeit ausgegangen. Mittlerweile ist die Lufthansa nach Angaben von Spohr wieder auf einem guten Kurs. „Wir werden in diesem Jahr wieder profitabel“, sagte er vor wenigen Tagen. Allerdings hatte die Airline im Sommer mit massiven Problemen durch Flugausfälle, Verspätungen und beim Gepäck zu kämpfen, weil sie von der starken Nachfrage überrascht wurde.