München – Mehr Pflegeeinrichtungen, mehr Altenheime: Die steigende Zahl alter Menschen in Deutschland setzt offenbar neue Trends am Immobilienmarkt. Das legt das Ergebnis einer Branchenumfrage nahe, die die Messe München gestern anlässlich der im Oktober stattfindenden Immobilienmesse Expo Real veröffentlicht hat.
Den Angaben zufolge hatte das Marktforschungsinstitut IfaD insgesamt 106 Aussteller und 387 Besucher im Auftrag der Münchner Messegesellschaft befragt. Demnach gaben 69 Prozent der Befragten und damit mehr als zwei Drittel an, dass speziell Pflegeimmobilien in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden – die Pflegeimmobilien waren damit diejenige Immobilienart mit dem größten erwarteten Bedeutungszuwachs in den kommenden Jahren.
Klassiche Wohnimmobilien bleiben aber weiterhin ein beherrschendes Thema der Branche: 68 Prozent der Befragten gaben an, dass das Thema Wohnen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werde.
Indes dürfte der Bau neuer Hotels mehr als zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie abebben: Nur noch vier Prozent der Befragten glauben, dass Hotels in Zukunft am Immobilienmarkt an Bedeutung gewinnen werden. Bei Büroimmobilien gehen lediglich zwölf Prozent der Befragten von einer wachsenden Bedeutung aus.
Die Immobilientrends treffen auf einen Markt, dessen Rahmenbedingungen sich in den vergangenen Monaten drastisch geändert haben. Mit 61 Prozent gehen fast zwei Drittel der Befragten davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Anheben der Zinsen den Immobilienboom der vergangenen Jahre abwürgen wird. Überraschend ist allerdings, dass 67 Prozent der Befragten angaben, dass die Zinserhöhungen der EZB ein „Segen“ seien, da Immobilienfinanzierungen dadurch wieder realistischer würden. Lediglich 33 Prozent sehen in der aktuellen Zinspolitik der Notenbank einen „Fluch“, da die Niedrig- oder gar Nullzinsphase viele Finanzierungen ermöglicht habe.
„Hohe Inflation, teure Energiepreise, Zinspolitik –das beschäftigt die Branche“, sagte Stefan Rummel, einer der beiden Geschäftsführer der Messe München. Trotz der schwierigen Lage stehe die Expo Real aber hervorragend da. 1900 Aussteller aus 32 Ländern hätten sich angemeldet, fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr. „Der Wunsch nach Austausch und Information ist sehr hoch“, sagte Rummel. Ganz auf Vor-Pandemie-Niveau ist die Messe aber noch nicht zurück: 2019 hatten fast 2200 Aussteller an der Fachmesse teilgenommen. In diesem Jahr findet die Expo Real vom 4. bis 6. Oktober auf dem Messegelände in München-Riem statt. Mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wird erstmals seit Jahren auch wieder ein Mitglied der Bundesregierung die Immobilienmesse besuchen. SEBASTIAN HÖLZLE