München/Frankfurt – Die Sparer in Bayern haben Angst, dass ihr Geld durch die hohe Inflation an Kaufkraft verliert. Das zeigt eine repräsentativen Internet-Umfrage der Plattform Attest im Auftrag der Fondsgesellschaft JP Morgan Asset Management, die unserer Zeitung exklusiv vorliegt. Demnach bereitet es 56 Prozent der Sparer in Bayern große Sorgen, dass ihr Sparguthaben durch die Inflation schleichend entwertet wird. Im Freistaat sind die Inflationssorgen damit noch größer als im Rest der Republik, hier lag der Wert nur bei 51 Prozent. Jeder vierte Befragte in Bayern legt wegen der galoppierenden Teuerung zudem im Moment weniger Geld zur Seite – vermutlich, weil durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten für die Altersvorsorge einfach nicht mehr genug finanzieller Spielraum bleibt.
Die Umfrage bietet auch Einblicke, wie die Bayern ihr Geld anlegen. Demnach haben im Freistaat besonders viele Befragte ein Sparbuch beziehungsweise Tages- oder Festgeldkonto. Die drittbeliebtesten Geldanlagen sind Lebensversicherungen. Erst dahinter kommen Aktien und dann ETF genannte Indexfonds auf Aktienindizes wie den Dax sowie Investmentfonds, die häufig ebenfalls in Aktien, aber teilweise auch in andere Anlageklassen wie Anleihen investieren.
Spannend: Die Bayern sind finanziell besser und breiter aufgestellt als der deutsche Durchschnitt. Unter allen Anlageklassen sind nur Kryptowährungen wie Bitcoin in Bayern unterdurchschnittlich verbreitet. Die Skepsis gegenüber dem Internetgeld scheint im Freistaat also größer zu sein als deutschlandweit. Dafür besitzen die bayerischen Sparer nicht nur öfter Konten oder Lebensversicherungen, sondern auch Betriebsrenten: 23,9 Prozent der Bayern beziehen Betriebsrenten oder andere Gehaltsumwandlungen, 6,5 Prozentpunkte mehr als bundesweit.
Besonders groß ist der Unterschied aber beim Aktienbesitz. Vier von zehn Bürgern in Bayern sind Aktionäre, deutschlandweit sind es nur drei von zehn. Passend dazu gaben knapp über die Hälfte der Befragten an, dass Aktien, Aktienfonds und ETFS ihrer Meinung nach ein guter Inflationsschutz sind.
Die Zahlen zeigen, dass die Bayern sich besonders vor der Geldentwertung fürchten, ihr Geld aber dennoch gerne auf Sparbücher, Tagesgeldkonten und Festgeldkonten legen. Ein eklatanter Widerspruch, ihre Zinsen gleichen die Inflation nicht einmal annähernd aus. So bieten Festgeldkonten wieder bis zu 2,5 Prozent Zins, die Teuerungsrate liegt aber momentan bei acht Prozent – ein Kaufkraftverlust von 6,5 Prozent pro Jahr. Auch die Rendite von Lebensversicherungen ist meist zu gering, um die Teuerung zu kompensieren.
„Zwar erkennen immer mehr Menschen, dass Aktien als potenzieller Renditebringer unerlässlich sind“, fasst Matthias Schulz von JP Morgan Asset Management die Befunde zusammen. „Doch die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die die Aktienmärkte in diesem Jahr auf eine Achterbahnfahrt schickten, haben auch dazu geführt, dass wieder mehr Menschen auf Sparanlagen setzen – auch wenn dies angesichts der hohen Inflation einer realen Vermögensentwertung gleichkommt.“ ANDREAS HÖSS