München – Bayerische Städte und Kreise bleiben bei den wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland das Maß der Dinge. Sie belegen die bundesweit ersten vier Plätze im vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Prognos erstellten „Zukunftsatlas 2022“. Ganz vorne liegt der Landkreis München, gefolgt von den Städten Erlangen, München und Ingolstadt. Mit Starnberg auf Rang 9 ist die Hälfte der Top 10 in dem für das „Handelsblatt“ erstellten Ranking bayerisch.
Auch in der Breite liegen die bayerischen Landkreise und Städte gut. 44 von insgesamt 96 finden sich unter den 100 stärksten. Bayerische Schlusslichter sind Hof auf Rang 355 von 400, Wunsiedel auf 336 und Kronach auf 328. Auch sie haben demnach aber lediglich „leichte Risiken“. Regionen mit „hohen“ oder „sehr hohen Risiken“ fand Prognos im Freistaat nicht.
Langfristige Wachstumsmuster seien auch durch die Corona-Krise nicht zerstört worden, erläutern die Autoren. „Ökonomisch leistungsfähige Regionen wachsen auch nach der Krise wieder stärker.“ Diese Regionen würden von Krisen nur kurzfristig getroffen. „Ein Grund dafür ist, dass ihre Wirtschaft auf Wachstumsbranchen ausgerichtet ist.“ Schwierigkeiten hätten hingegen Kreise, in denen sich die Corona-Krise und strukturelle Probleme überlagern: alte Branchen, geringes Einkommen, alternde und schrumpfende Bevölkerung.
Der Untersuchung zufolge sind Regionen mit einer Spezialisierung auf Zukunftsbranchen grundsätzlich gut gewappnet. „Diesen Typus gibt es in Ostdeutschland selten.“ Fehlende Fachkräfte und eine schrumpfende Bevölkerung seien dagegen besonders in Ostdeutschland eine große Herausforderung. Allerdings gibt es auch dort Kommunen mit großen Zukunftschancen. So rangiert die Stadt Jena auf Rang 24.
Als ein Erfolgsrezept sieht die Studie auch eine Verflechtung von Großstädten und ihrem Umland. Als Beispiele nennt sie die Metropolräume Berlin, die Rhein-Schiene, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg-Erlangen und München.
Allerdings haben laut der neuesten Erhebung auch Regionen ohne direkte Metro-polanbindung wieder bessere Zukunftschancen. „Lange galt es quasi als Naturgesetz, dass sich wirtschaftliche Aktivitäten in Deutschland zunehmend in die Metropolregionen verlagern“, erläutern die Autoren. Immer mehr Bürger seien in die Städte gezogen. „Jetzt schwächt sich der Trend ab, weil die Metropolen unter Wachstumsschmerzen leiden: mit Problemen wie Flächenknappheit, Wohnungsmangel, Verkehrskollaps, die zuweilen in soziale Konflikte umschlagen.“
Ein weiterer Zukunftsfaktor, in dem wiederum Oberbayern punktet, ist eine wachsende Bevölkerung und ein großer Anteil an Facharbeitern und Akademikern auf dem Arbeitsmarkt.
Für die Studie untersucht Prognos alle drei Jahre die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit aller kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands – im Moment sind es 400. Dabei werden 29 Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft, zur Arbeitsmarktlage, zur Demografie sowie zur sozialen Lage und zum Wohlstand berücksichtigt.