Briefzustellung: Post bekennt sich zu Fehlern

von Redaktion

München/Bonn – Die Deutsche Post hat Probleme bei der Zustellung von Briefen eingeräumt, die bislang nicht behoben wurden. Auch in München sei die Situation „herausfordernd“ – wegen des angespannten Arbeitsmarkts, erklärte Thomas Schneider, Bereichsvorstand Betrieb bei Post und Paket Deutschland. Konkret für die Region bedeutet das laut Post-Sprecherin Sonja Radojicic: „In zahlreichen Münchner Stadtteilen und dem südlichen Oberbayern – alle Orte, deren Postleitzahl mit 82 oder 83 beginnt – kann es punktuell zu Zustellverzögerungen von einem Tag kommen.“ Zustellprobleme und längere Laufzeiten habe die Post derzeit auch häufiger in und um Garmisch-Partenkirchen sowie Stephanskirchen bei Rosenheim.

Bundesweit gebe es an einigen Standorten Tage, an denen bis zu 30 Prozent Personal fehle, sagte Schneider. In 100 von rund 50 000 Zustellbezirken würde die Zustellung an durchschnittlich einem Werktag entfallen. Schuld daran ist nicht allein der Arbeitsmarkt. „Wir haben Notfallkonzepte zu spät gestartet“, räumte Schneider ein. Ein solcher Plan sieht in Absprache mit der Bundesnetzagentur beispielsweise eine Zustellung an nur jedem zweiten Tag vor, um den Betrieb zu gewährleisten.

Die vom Konzern eingestandenen „Herausforderungen mit längeren Laufzeiten“ können für Verbraucher drastische Folgen haben. Wie berichtet, warten Leser unserer Zeitung etwa auf Unterlagen ihrer Krankenkassen, auf Kreditkarten für ihre nächste Reise oder auf Rezepte des Hausarztes.

Die Gründe für Verzögerungen sind vielschichtig. Laut Nikola Hagleitner, Vorstandsmitglied Post und Paket Deutschland, habe man sich „natürlich auf Corona vorbereitet“. Allerdings gebe es unkalkulierbare Schwankungen im Brief- und Paketbereich. In Spitzenmonaten bearbeite die Post 45 Prozent mehr Pakete als durchschnittlich, an anderen bis zu 25 Prozent weniger als im Schnitt.

Beispielsweise im Juli 2022 hätten sich 6800 Mitarbeiter mit Corona infiziert. Während der Pandemie gewonnene Mitarbeiter wandern aber teils wieder ab. „Viele kehren in ihre gelernten und geliebten Berufe zurück“, sagte Hag-leitner. Neue Mitarbeiter sollen nun mit einer bundesweiten Recruiting-Kampagne gewonnen werden. Auch sollen in der Vorweihnachtszeit bis zu 10 000 Verwaltungsmitarbeiter einspringen.

Die Post ist gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens 80  Prozent der Briefe am nächsten Werktag zuzustellen. Diesen Wert hält die Post trotz der Probleme nach eigenen Angaben ein – auch wenn der Wert zuletzt sank.

Perspektivisch seien aber „strukturelle Lösungen“ nötig. Briefe werden immer weniger, Pakete im Verhältnis immer mehr. In der Folge verzahnt sich die Zustellung: Immer mehr ehemalige reine Briefträger stellen auch Pakete zu. Allerdings sei die Post in der Briefzustellung weniger auf Schwankungen vorbereitet – Briefe brauchen schlicht weniger Platz. Aus plötzlich steigendem Paketaufkommen ergibt sich gerade in der Verbundzustellung ein weiteres Problem: Wenn es knapp wird, werden Pakete zuerst zugestellt, um wortwörtlich Platz zu schaffen. Briefe bleiben länger liegen.

Bei der geplanten Novellierung des Postgesetzes wolle man deshalb die Laufzeiten von Briefen ansprechen, sagte Hagleitner. Nicht rütteln wolle die Post an der Pflicht, sechs Tage pro Woche zuzustellen. „Wir haben Laufzeit verloren, zugunsten eines stabilen Betriebs“, bekannte Schneider. Aber: „Wir haben kein flächendeckendes Netzwerkproblem.“ Unter dem Logo „Offizieller Partner des Weihnachtsmanns“ gaben die beiden Vorstandsmitglieder auch ein Versprechen: Die spätesten Einlieferfristen für Briefe bleiben heuer der 20. Dezember für Pakete und der 22. Dezember für Briefe und Postkarten. VON JONAS NAPILETZKI

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