Goldener Herbst dämpft Energiepreise

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Zwar dürfte es bei einem kurzen Aufatmen bleiben, doch für Verbraucher könnten sich gerade Chancen auftun: Der sprichwörtlich goldene Oktober hat an den deutschen Energiemärkten für regelrechte Kursstürze gesorgt.

Erdgas

So kostete eine Megawattstunde Gas im November-Termingeschäft Anfang September noch rund 250 Euro – bis Ende Oktober fiel der Preis auf rund 100 Euro, ein Minus von 60 Prozent. Damit ist der Gaspreis weit entfernt vom 350-Euro-Allzeithoch Ende August. Der Abstand zum Vorkrisenniveau (zwischen 20 und 25 Euro) ist jedoch nach wie vor groß.

Der Preisfall kam auch bei den Sondertarifen an: Laut Vergleichsportal Verivox sind die günstigsten Neukundenverträge mit knapp 21 Cent pro Kilowattstunde so preiswert wie seit Anfang Juli nicht mehr. Verivox-Sprecher Lundquist Neubauer: „Bei den Sondertarifen kalkulieren die Versorger oft jeden Tag neu, die Konditionen reagieren deshalb sehr sensibel auf den Großmarkt.“

Ganz anders bei den Grundversorgungstarifen: Für diese Basisleistung kaufen Versorger, häufig die lokalen Stadtwerke, die Kontingente über rollierende Systeme Jahre im Voraus ein. Jetzt laufen die Terminkontrakte langsam aus und die Versorger müssen teuer nachkaufen: Allein in Bayern werden im November 48 Grundversorger teurer, in Oberbayern besonders prominent die Stadtwerke München und Energie Südbayern. Bundesweit ist es ein Drittel aller Anbieter.

Auch viele Bestandskunden dürften bald von den hohen Börsenpreisen eingeholt werden: Experten erwarten eine zweite Preiserhöhungswelle zum Jahreswechsel. Grundversorger müssen Preiserhöhungen sechs Wochen im Voraus ankündigen, Anbieter von Sondertarifen vier Wochen.

Wer einen Wechsel erwägt, sollte nicht zu lange warten: Die Großmarktpreise ziehen wieder an: Aktuell kostet eine Dezember-Lieferung Erdgas gut 125 Euro pro Megawattstunde, ein Viertel mehr als im November.

Damit liegt der europäische Preis deutlich über dem Niveau am japanisch-koreanischen Konkurrenz-Markt (rund 95 US-Dollar/Megawattstunde), was stabilisierende Flüssiggas-Lieferungen nach Europa begünstigen dürfte. Auch die Füllstände der deutschen Gasspeicher versprechen eine gewisse Sicherheit: Mit fast 99 Prozent sind sie diese Woche rund sieben Prozentpunkte voller als noch Anfang Oktober.

Für 2023 erwarten die europäischen Händler aktuell ein weiter hohes Preisniveau von knapp 129 Euro.

Strom

Auch an der stark vom Gaspreis abhängigen Strombörse purzelten die Preise: Kostete die November-Lieferung Mitte September noch rund 630 Euro, waren es Ende Oktober rund 266 Euro, gut 58 Prozent weniger.

Die Sondertarife sind gerade vergleichsweise günstig: Mit knapp 43 Cent pro Kilowattstunde kosten sie so viel wie zuletzt im August.

Für das Jahresende wird ein relativ moderater Preisanstieg erwartet: Eine Megawattstunde kostet im Dezember-Termingeschäft aktuell rund 295 Euro. Die Situation dürfte sich kommendes Jahr aber deutlich zuspitzen: Für 2023 erwarten die Händler einen mittleren Preis von rund 374 Euro.

Eine Ursache dürfte die marode französische Atomflotte sein: Der Konzern EDF meldete Donnerstagabend, dass nur 29 von 56 Reaktoren am Netz sind. Nachbarländer wie Deutschland müssen aushelfen – das treibt die Preise.

Holzpellets

Deutlich stabiler sind die Durchschnittspreise für eine Tonne Holzpellets (bei zwei Tonnen Lieferumfang): Sie fielen zwischen September und Oktober um rund ein Prozent auf 812 Euro und blieben damit unverändert auf hohem Niveau. Noch vor einem Jahr hatte diese Menge im Mittel rund 283 Euro gekostet. In Süddeutschland kostete eine Tonne derweil rund 799 Euro.

Heizöl

Weniger gradlinig ist das Bild beim Heizöl: Während der Liter im Bundesdurchschnitt bei 1,54 Euro in den Oktober startete, fiel er nach einer Spitze von 1,69 Euro diese Woche auf rund 1,46 Euro. Am Großmarkt kostet Rohöl der Nordseemarke Brent aktuell rund 94,5 US-Dollar pro Barrel und wird im Januar-Kontrakt für 94,9 Dollar gehandelt. Für 2023 wird am Markt eine kontinuierliche Entspannung bis auf 83 Dollar erwartet.

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