Themenfonds: Trend oder Mode?

von Redaktion

VON GERD HÜBNER

München – Derzeit besteht ein regelrechter Hype um Themenfonds. Laut den Fondsanalysten von Morningstar hat sich das weltweit in diesen Fonds verwaltete Vermögen zwischen 2018 und Ende 2021 von 255 Milliarden auf 806 Milliarden US-Dollar fast verdreifacht. Und auch in diesem Jahr ließ das Interesse trotz des schwierigen Marktumfeldes kaum nach. So betrugen die Nettomittelzuflüsse in thematisch ausgerichteten Exchange Traded Funds (ETFs) nach Angaben der Researchfirma ETFGI im Juli rund 1,5 Milliarden US-Dollar, insgesamt waren es seit Jahresbeginn 22,7 Milliarden US-Dollar.

Der derzeitige Erfolg dieser Fonds dürfte dabei auf zwei Dinge zurückzuführen sein: Zum einen haben sich viele dieser Themen, insbesondere der Technologiebereich, in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Zum anderen klingt deren Idee überzeugend: Die Fonds und ETFs investieren in Unternehmen, die das Potenzial haben, von einer bestimmten strukturellen Veränderung, zum Beispiel der Digitalisierung, dem demografischen Wandel oder dem Boom bei Elektrofahrzeugen, zu profitieren.

Beispiel Energiewende: Bedingt durch den Klimawandel sowie den Krieg in der Ukraine wird der Ausbau erneuerbarer Energien derzeit politisch vorangetrieben. Das ist mit zusätzlichen Investitionen verbunden. So will die Europäische Kommission für das Programm RepowerEU insgesamt bis zu 300 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Aber auch von privater Seite sind zusätzliche Ausgaben für alternative Energien zu erwarten.

„Dieser strukturelle Wandel kann bei den entsprechenden Firmen zu einem überdurchschnittlichen Wachstum führen“, erklärt Stefan Eberhardt von der e/r/w Vermögensmanagement GmbH. Für attraktiv hält Andreas Glogger von der Glogger & Partner Vermögensverwaltung zum Beispiel das Thema Digitalisierung. „Diesen Bereich über ein Themenprodukt mit fünf bis zehn Prozent dem Portfolio beizumischen, um dort einen Schwerpunkt zu setzen, kann durchaus attraktiv sein.“

Ein weiteres Argument für themenbasierte Anlagestrategien: „Viele Unternehmen sind heute global und in verschiedenen Branchen tätig, sodass themenorientierte Anlagen diese komplexe Welt besser abbilden als klassische Länder- oder Branchenprodukte“, sagt Eberhardt. Auch dies erkläre den zunehmenden Erfolg dieser Vehikel.

Zu euphorisch sollten Anleger dennoch nicht sein. „So kommen Themenfonds üblicherweise dann auf den Markt, wenn ein Großteil des Wachstumspotenzials in diesem Bereich bereits vorbei ist“, warnt Christian Dagg von der Brilliant Vermögensverwaltung in Düsseldorf. „Außerdem gibt es keine Garantie dafür, dass der Treiber, bei den sauberen Energien ist das die Politik, diese Entwicklung dauerhaft fortsetzen wird oder die Unterstützung nicht eines Tages einstellt.“

Zudem hat Morningstar festgestellt, dass die Auflage von Themenfonds meist in Zyklen verläuft. Demnach werden in Bullenmärkten, also wenn die Aktienkurse steigen, besonders viele thematisch orientierte Produkte auf den Markt gebracht. Doch werden laut den Analysten auch die meisten im Laufe der Zeit wegen Erfolglosigkeit wieder geschlossen. „Die Chancen, einen langfristig erfolgreichen Fonds dieser Art zu wählen, hat deshalb eher etwas mit Glück und Zufall zu tun“, warnt Dagg.

Ein Problem kann dabei auch das Fondsvolumen sein. Je geringer es ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Fonds vom Markt genommen wird. Wer investieren möchte, sollte deshalb besser Fonds mit einem Volumen von über 50 Millionen Euro wählen. Und schließlich sollten sich Anleger das zugrunde liegende Thema genau ansehen. „Wichtig ist zum Beispiel, dass es sich tatsächlich um einen langfristigen strukturellen Trend handelt und nicht nur um eine kurzfristige Modeerscheinung“, sagt Glogger. Auch sollte der Investmentbereich nicht zu eng gefasst sein. „Wasserstoff ist ein Beispiel, wo es nicht viele investierbare Unternehmen gibt“, warnt Eberhardt. „Da kann ein einzelner Wert in einem Anlageprodukt schon 15 oder 20 Prozent ausmachen.“ Und damit können auch besonders hohe Kursschwankungen nach oben wie nach unten einhergehen.

Selbst bei einem breiteren Anlagethema wie Technologie hat sich das zuletzt gezeigt. Darauf ausgerichtete Fonds und ETFs brachen zum Teil um 40 oder 50 Prozent ein und damit deutlich stärker als der breite Markt. Wer auf Themenfonds oder -ETFs setzt, sollte sich der Risiken bewusst sein, den zugrunde liegenden Trend genau analysieren und solche Produkte dem Aktienportfolio auch nur beimischen. „Wir raten, ein einzelnes Thema nicht mit mehr als fünf Prozent zu gewichten, und insgesamt sollten themenbasierte Anlagen auch nicht mehr als 30 Prozent ausmachen“, so Eberhardt.

Artikel 10 von 10