Wohnungsbau: Absturz mit Ansage

von Redaktion

München/Berlin – Der Gesamtverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (GdW) rechnet mit einem Scheitern der Bundesregierung bei ihrem Vorhaben, jedes Jahr 400 000 neue Wohnungen zu bauen. „Es droht ein Absturz mit Ansage, die Regierung wird ihr Wohnungsziel krachend verfehlen“, sagte Verbandspräsident Axel Gedaschko der „Bild“. Konkret rechnet Gedaschko in diesem Jahr mit nur rund 250 000 neu gebauten Wohnungen in Deutschland. Für 2023 sagte er den Neubau von rund 200 000 Wohnungen voraus, für „2024 dann noch weniger“.

Als Gründe für den deutlichen Rückgang nannte Gedaschko die erheblich gestiegenen Materialkosten am Bau, die höheren Zinsen sowie gesunkene staatliche Förderung. Dadurch müssten Bauherren bis zu 60 Prozent mehr Miete verlangen als noch vor zwei Jahren. „Das kann niemand mehr bezahlen“, sagte Gedaschko. Er forderte die Bundesregierung auf, über die staatliche Förderbank KfW die Zinsen für Baudarlehen auf ein Prozent zu deckeln.

Die Bundesregierung hatte Mitte Oktober erklärt, sie wolle an ihrem Ziel von 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr festhalten. Erreicht werden soll dies mit einem Bündel an Maßnahmen, auf die sich das Bündnis bezahlbarer Wohnraum geeinigt hat. An dem Bündnis sind neben der Bau- und Immobilienbranche auch Mieterverbände und Umweltschutzorganisationen beteiligt. Allerdings hatte zuletzt auch das Bundesbauministerium eingeräumt, dass angesichts des Zinsumfeldes und von Materialknappheit das Ziel möglicherweise nicht zu schaffen sein wird.

Angesichts steigender Zinsen und Baukosten hatten zuletzt auch die Kommunen vor einem drastischen Stopp beim Neubau günstiger Miet- und Sozialwohnungen gewarnt. Bis zu 70 Prozent der ursprünglich geplanten Projekte drohe in den kommenden Jahren einzubrechen. „Die steigenden Baukosten führen derzeit dazu, dass zahlreiche Neubauprojekte im frei finanzierten sowie im geförderten Wohnungsbau auf Eis gelegt beziehungsweise nicht neu begonnen werden“, sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der „Augsburger Allgemeinen“. Dies führe gerade in Ballungszentren zu einer weiteren Wohnraumverknappung und damit verbunden teilweise auch zu einem Mietenanstieg.

Auch der Spitzenverband GdW zitierte interne Umfragen, denen zufolge darauf zu schließen sei, dass „etwa 70 Prozent aller geplanten Projekte entweder komplett abgesagt“ oder „zumindest für längere Zeit zurückgestellt“ würden, sagte GdW-Präsident Gedaschko.  dpa,afp

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