München – In Deutschland gibt es immer mehr alte Menschen. Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts steigt die Zahl der über 67-Jährigen um vier Millionen an. Mit insgesamt wenigstens 20 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe gehört dann jeder vierte Einwohner dazu. Grund ist die Alterung der geburtenstarken Jahrgänge, die um das Jahr 1964 herum geboren wurden. So lautet die aktuelle Bevölkerungsvorschau des Statistischen Bundesamts. Die Alterungsentwicklung ist schon heute beträchtlich vorangeschritten. „Das Durchschnittsalter der Bevölkerung war 2021 in Deutschland mit knapp 45 Jahren bereits gut fünf Jahre höher als im Jahr der deutschen Vereinigung 1990“, sagt Demografieexperte Stephan Lüken.
Erst Ende der 2030er-Jahre werden dann die weniger geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen. Zudem ist die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten weiter gestiegen. „Mittlerweile erreichen nicht nur viele Frauen, sondern auch deutlich mehr Männer ein Alter von 80 Jahren oder mehr“, erläutert Lüken.
Nachdem die Lebenserwartung zwischenzeitlich nur wenig angestiegen ist, erwartet das Amt durch medizinischen Fortschritt sowie einen gesünderen Lebensstil ohne Zigaretten und Alkohol wieder eine steigende Tendenz. Das hat langfristig erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen an das Sozialsystem. „In den 2050er- und 2060er-Jahren werden dann zwischen sieben Millionen und zehn Millionen hochaltrige Menschen in Deutschland leben“, schätzt der Chef der Abteilung Bevölkerung beim Bundesamt, Karsten Lummer. Insbesondere auf die Pflege kommt eine gewaltige Herausforderung zu.
Erstmals haben die Statistiker ihre Vorausschau bis ins Jahr 2070 ausgedehnt. Ende letzten Jahres lebten 83,2 Millionen Menschen in Deutschland. Je nach Höhe der künftigen Zuwanderung rechnet das Amt in 50 Jahren mit einer Spanne zwischen 70 und 90 Millionen Einwohnern. Ohne Zuwanderung wäre die Gesellschaft allerdings schon heute auf Schrumpfkurs, weil aktuell jährlich rund 230 000 Menschen mehr sterben als geboren werden.
Auffallende Unterschiede zeichnen sich regional ab. In den ostdeutschen Ländern überaltert die Bevölkerung deutlich stärker als in den westdeutschen Flächenländern. Im Westen bleibt die Bevölkerungszahl vergleichsweise stabil. In Bayern wächst sie sogar deutlich. Schon im Jahr 2035 dürfte der Prognose zufolge die Einwohnerzahl von aktuell 13,1 Millionen auf 13,9 Millionen anwachsen. Statt 1,5 Millionen werden dann 2,2 Millionen Bayern älter als 67 sein (s. Tabelle).
Auf der anderen Seite des Lebens, den Geburten, verzeichnet das Amt eine überraschende Tendenz. Mit Jahresbeginn 2022 gingen die Geburtenzahlen auffällig zurück. Zwischen Januar und August wurden acht Prozent weniger Kinder geboren als 2021. Die Geburtenziffer bleibt in diesem Jahr mit 1,46 Kindern je Frau gering. Hier rechnen die Experten in den kommenden Jahren wieder mit einem leichten Anstieg.