Berlin – Der Anteil des Ökostroms an der Stromerzeugung in Deutschland ist in diesem Jahr auf einen Rekordwert gestiegen. Er lag bei 45 Prozent, nach 41 Prozent im Vorjahr, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Dienstag in Berlin mitteilte. Zugleich wuchs aber auch der Anteil von Braun- und Steinkohle, von 28,3 Prozent auf 31,9 Prozent. Grund sei die Rückkehr von Kohlekraftwerken auf den Strommarkt, um Gas einzusparen. Dazu komme die Stilllegung von Atomkraftwerken Ende 2021.
Das führte dazu, dass nach vorläufigen BDEW-Berechnungen die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft erstmals seit vielen Jahren leicht gestiegen statt gesunken sind. Die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft lagen nach den vorläufigen Berechnungen 2022 bei 260 Millionen Tonnen. Das im Klimaschutzgesetz vorgesehene Sektorziel liegt bei 257 Millionen Tonnen. In den kommenden Jahren sind keine Jahresziele mehr vorgegeben. Bis 2030 sollen die Emissionen auf 108 Millionen Tonnen sinken.
„Diese Entwicklung ist für das Klima ein Rückschritt“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung im BDEW. „Wir müssen deshalb alles tun, um so schnell wie möglich wieder in die Spur zu kommen. Wir brauchen mehr Geschwindigkeit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, beim Aus- und Umbau der Netze, bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes.“ Das Motto laute: „Tempo, Tempo, Tempo“. Beim Ausbau des Ökostroms fehlten nach wie vor Flächen. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren seien zu lang.
Der Erdgasverbrauch in Deutschland sank laut BDEW-Zahlen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 14,8 Prozent. Laut EU-Zahlen lag das Minus zwischen August und November sogar bei 25 Prozent. Mit Deutschland haben damit 18 EU-Staaten das Gas-Einsparziel der Union von 20 Prozent im Spätsommer und Herbst erreicht. Am meisten sank der Verbrauch in Finnland (-52,7 Prozent), Lettland (-43,2 Prozent) und Litauen (-41,6 Prozent). In Malta stieg der Gasverbrauch dagegen um 7,1 Prozent an, in der Slowakei um 2,6 Prozent. dpa